Während ihr hier nach und nach die Texte zu den einzelenen Filmen lesen könnt, die ich in Berlin gesehen habe, geht es im Podcast um das ganze Drumherum. Antonia und ich erklären zum Beispiel auch, warum hier solch merkwürdige Filme besprochen werden, die im diesjährigen Festival-Programm gar nicht aufgetaucht sind...
Wart Ihr schon auf der Berlinale? Sollten Papiertüten auf dem Kopf im nächsten Jahr der neue Modetrend auf dem Festival werden? Teilt's uns mit!
Donnerstag, 27. Februar 2014
Dienstag, 25. Februar 2014
Berlin: Nyphomaniac 1
Kaum
ein anderer Film wurde in den letzten Monaten mehr diskutiert und
nicht wenige haben nach all dem Wirbel schmerzlich den Kinostart
herbei gesehnt. Ob diese Aufregung gerechtfertigt war und nicht die
Erwartungen so hoch geschraubt hat, dass sie dieser Film nicht
erfüllen kann, ist dem Regisseur wahrscheinlich egal. Was man von
Lars von Triers neuestem Machwerk „Nymphomaniac 1“ hingegen
halten soll, weiß man wohl auch erst, wenn man im Kino war.
Es
ist eine kalte Nacht, die an rostige und keimig, verklebte Wände, an
denen Brackwasser herunter rinnt denken lässt und an Rammstein. In
einer solchen Nacht findet der alte Mann namens Seligman eine übel
zugerichtete Frau auf dem Fußweg liegend. Er kümmert sich um sie
und schafft sie zu sich nach Hause. Hier packt er sie ins Bett und
flößt ihr warmes Essen und Getränke ein. Ob er die Polizei oder
einen Krankenwagen rufen soll, verneint sie. Sie sei ein schlechter
Mensch und das sei in Ordnung so. (Hat nicht ein berühmter Regisseur
vor klurzem etwas ganz Ähnliches gesagt?) Seligman glaubt nicht,
dass sie ein schlechter Mensch ist. Deshalb beginnt sie, ihm ihre
Lebensgeschichte zu erzählen, um zu beweisen, dass sie doch ein
schlechter Mensch ist. Dieses Leben besteht ausschließlich aus
extremen, sexuellen Erfahrungen, die sie seit ihrer frühesten
Kindheit sammelt. Der alte Mann zeigt sich von all den expliziten
Schilderungen nicht sehr schockiert und kontert mit Analogien vom
Fliegenfischen, dem Komponieren eines Orgelstückes und der
Weltliteratur. Während sie also ungeniert von ihrem Leben berichtet,
wird sie von ihm bemuttert und moralisch durchgefüttert.
Die
Story klingt ziemlich banal. Bei den meisten Pornofilmen gibt es so
etwas, wie eine Story gar nicht erst und so gesehen, könnte man
sagen, ist „Nymphomaniac 1“ regelrecht tiefgründig. Lange habe
ich überlegt, wie dieser Film zu bewerten ist und ich bin zu keinem
anderen Ergebnis gekommen. Manche bezeichnen diesen Film, als ein
wildes Kunstwerk, welches im Grunde nur die Gewalt und Vielfältigkeit
des Lebens nachzeichnet. Lars von Treir selbst hat nie einen Hehl
daraus gemacht, dass er einen Pornofilm gedreht hat. Ich finde, so
sollte ich das auch halten. Zwischen den einzelnen Kapiteln, die alle
jeweils ein neues Sexabenteuer schildern, gibt es Einschübe, die
sehr verkrampft wirken und an die tatsächliche Bildgewalt früherer
von-Trier-Filme erinnern sollen, hier aber total unpassend daher
kommen. Alles wirkt dadurch eher konfus. In einer Szene beschreibt
sie ausführlich von ihrer Entjungferung, in der nächsten zitiert er
den Text irgendeines romantischen Autors. Einmal wird der Zuschauer
mit einer beispiellosen Galerie männlicher Geschlechtsteile
bombardiert, gleich darauf mit perfekten Bildern eines spektakulären
Sonnenuntergangs verwöhnt. All das kann nicht verbergen, dass es in
diesem Film nur um eines geht: Um Sex. Um Sex in all seinen
faszinierenden, wie auch abstoßenden Formen. Ästhetische
Liebesszenen wird man hier kaum finden. So etwas gibt es in
Pornofilmen nun mal nicht. Stattdessen findet man eine beeindruckend
gespielte, aber leider vollkommen überflüssige Szene mit ihrem
Vater, der irgendwie noch zum Schlüsselsymbol werden soll.
Vielleicht. Das kommt möglicherweise im zweiten Teil erst. Womit wir
bei einem weiteren, großen Problem von „Nymphomaniac“ wären.
Lars von Trier hat nach Fertigstellung seines Filmes den sogenannten
Final Cut abgegeben. Dieser Cut legt fest, welche Version
letztendlich in den Kinos laufen soll. Aus vermarktungstechnischen
Gründen, wurde der Film erstens regelrecht kastriert – Sorry, aber
anders kann man es in diesem Fall schwerlich nennen – und damit
sämtlicher diskutabler Szenen, die im Vorfeld für so viel
Gesprächsstoff sorgten beraubt; zweitens wurde „Nymphomaniac“ in
zwei Teile gehackt. Der deutsche Verleih möchte dem deutschen
Publikum also weder eine Laufzeit von 5 Stunden, noch explizit
dargestellte, kopulierende Paare zumuten. Als Dank dafür bittet man
aber natürlich doppelt zur Kasse.
Das
Ergebnis ist eben eher unspektakulär, entspricht überhaupt nicht
den Erwartungen – ob nun negativ, oder positiv - die man an einen
Film dieses Regisseurs hat und zeigt vor allem, wie toll es noch
immer in der Filmwelt funktioniert, wenn man auf möglichst platte
und unkreative Art und Weise einfach mal drauf los provoziert.
Ich
hatte nicht einmal Freude am durchaus sehenswerten Cast des Filmes.
Einzig Uma Thurman zeigt gutes Schauspiel und rettet um Haaresbreite
den Ruf ihrer Zunft. Alle anderen sind austauschbar. Vor allem der
Typ mit der Papiertüte auf dem Kopf.
Nymphomaniac
1 (DK, D, B, F, GB, 2013): R.: Lars von Trier; D.: Charlotte
Gainsbourgh, Stellan Skarsgård, Stacy Martin, Shia
LaBeouf, Christian Slater, Jamie Bell, Uma Thurman, u.a.; Offizielle Homepage
In Weimar: lichthaus
Kineast im Radio: Jeden Sonntag, 14 Uhr
auf Radio Lotte Weimar.
Mittwoch, 19. Februar 2014
Nebenbei: Von Stöckchen und dem Soundtrack zum Leben
Mir wurde ein Stöckchen zugeworfen. So kommt es, dass ich plötzlich über ein Thema nachdenke, welches nicht unbedingt etwas mit FIlmen zu tun hat und mich dazu bringt, olle Platten heraus zu wühlen und an früher zu denken.
In
meinem Leben gibt es – und gab es schon immer – unglaublich viel
Musik. Das fing schon als Kind an. Mein Papa war schon immer sehr
interessiert und zu DDR-Zeiten als Schallplattenunterhalter mit extra
DJ-Diplom unterwegs. In den 70er Jahren war es wichtig, sich mit der
Musik zu identifizieren. Solche denkwürdigen Ereignisse, wie
Woodstock zumindest aus der Ferne mitzukriegen, war schon irgendwie
wichtig. Meine Eltern haben also schon immer viel Wert auf ihren
Musikgeschmack gelegt. Das heißt, ich bin mit den Beatles, den
Rolling Stones, Neill Young, Bob Dylan, und so ziemlich allen Ikonen
des Rock und Pop aufgewachsen. Mir hat dann irgendwann eine Band
besonders zugesagt. Ich weiß nicht warum, aber im Alter von sechs
Jahren oder so, habe ich unentwegt Supertramp gehört. Das war
irgendwann der Soundtrack zu allem, was ich so erlebt habe. Der
Ostsee-Urlaub wurde von „Crime Of The Century“ begleitet, meine
Grundschulzeit von „Chrisis? What Chrisis?“. Ununterbrochen hörte
ich das Livealbum rauf und runter, während die Mitschüler auf die
Eurodance-Welle und Schlumpfentechno abgingen. Aus heutiger Sicht ist
Supertramp irgendwie weniger ernst zu nehmen und aus irgendeinem
Grund werden die Fans unverhohlen belächelt. Möglicherweise liegt
das daran, dass Supertramp seit vielen Jahren mit ein und dem selben
Song ein eher mitleiderregendes Dasein auf den Servicewellen der
deutschen Radiolanfschaft fristet. Lustigerweise wurde vor einiger
Zeit „Give A Little Bit“ wieder neu entdeckt, weil Coca Cola den
Song für die aktuelle Imagekampagne durch sämtliche Kanäle dudeln
ließ. Irgendwann war bei mir dann chluss mit Supertramp. Von einem
Tag auf den nächsten erschloss sich mir eine völlig neue Musik, die
mit großflächig arrangierten Pop-Balladen über den Frieden in der
Welt gar nichts zu tun hatte. Wenn man den kontrastreichen Schritt
von Supertramp zu Drum'n'Bass beobachtet, könnte man vielleicht
denken, mein Leben hätte einen ebenso gravierenden Einschnitt
verzeichnet. Dem war nicht so. Plötzlich wollte ich hämmernde
Bässe, wahnwitzige BPMs und kreischende Vocalsamples. Drum'n'Bass
ist an sich keine Musik, die man sich geruhsam anhört, aber ab da an
gab es für mich nichts anderes mehr. Mir gefiel es, eine Musik zu
hören, die die meisten meiner Bekannten einfach nicht verstanden.
Das mangelnde Verständnis schlägt sich übrigens auch in
Filmsoundtracks nieder. Immer wieder haben Filmemacher versucht,
diesen Sound in ihre Werke einzubauen – meist mit fatalen
Ergebnissen. Der Soundtrack von „pi“ oder das Intro von „Event
Horizon“ bieten da die seltene Ausnahme von gelungenen Einsätzen
des Amen-Beats. Aber zurück zum Thema: Dadurch, dass ich so
konsequent und unaufhörlich Musik höre, gibt es keinen Peak oder
besonderen Moment, den ich mit einem bestimmten Song verbinde. Bei
den denkwürdigen Ereignissen in meinem Leben, lief dann
erstaunlicherweise keine Musik. Ich habe meine Freundin gefragt,
welcher Song vielleicht sowas ähnliches, wie unser Song sein könnte.
Sie antwortete: „Brauchen wir einen Song?“
Als
DJ werde ich oft gefragt, was meine Lieblingsplatte ist. Wenn ich nur
eine Lieblingsplatte hätte, könnte ich wohl kaum ein
abwechslungsreiches Set spielen.
Zerdenke
ich die ganze Sache vielleicht zu sehr? Okay! Ich sage jetzt einfach,
welcher Song, mir ganz spontan durch den Kopf geht: „Lass das mal
den Papa machen...“ Oha!
Das Stöckchen haben mir übrigens die Kollegen von Schöner Denken zu geworfen. Wie deren musikalischer Nostalgietrip aussieht, könnt Ihr hier nachlesen.
Dienstag, 18. Februar 2014
Berlin: Enemy
Bei
diesem Film fühlt man sich versucht, ihn mit Dingen zu vergleichen,
die man schon aus anderen Werken kennt. Eindringlich, wie „Drive“.
Spannend und intensiv, wie „Vertigo“ vielleicht. Aufregend und
erotisch, wie „Black Swan“. Aber diese Vergleiche halten nicht
lange stand, denn „Enemy“ nutzt diese bekannten Elemente
allenfalls als Sprungbrett für seinen ganz eigenen und –
ironischer Weise – unverwechselbaren Stil.
Adam
ist Professor für Geschichte an einer Universität. Auch, wenn er
einen gut bezahlten Job hat, wäre er sehr unzufrieden mit seinem
Leben, würde es ihn nicht so furchtbar langweilen. Seine Vorlesungen
sind uninspiriert und verlaufen immer nach dem selben Strickmuster,
seine Freundin bringt ihm mehr Ärger, als Glück und überhaupt
fehlt seinem Leben das Besondere. Im Rahmen seines Lebensstils und
seiner eigenen Motivation ist es Adam allerdings unmöglich, dieses
besondere Etwas zu finden. Adam weiß genau, was er tun könnte, um
diesen Zustand zu ändern, doch will er es im Grunde nicht, was
seinen Frust noch verstärkt. Ein Kollege macht ihn eines Tages
darauf aufmerksam, dass er ihn an einen Schauspieler erinnere. Adam
schaut sich einige Filme mit besagtem Schauspieler an und stellt
fest, der andere Mann sieht ihm zum Verwechseln ähnlich. Aus Neugier
beginnt Adam, dem Schauspieler nach zu stellen und arrangiert sogar
ein Treffen. Bei diesem Treffen kommt allerdings etwas zu Tage, was
Adam nicht erwartet hätte.
Regisseur
Denis Villeneuve nutzt diese Story, die im Grunde ganz klaren Linien
und Rahmen folgt, um einen regelrechten Trip zu entfesseln. Von
Beginn an versetzt er den Film mit abgedrehten Traumsequenzen. Immer
wieder taucht hier das Motiv einer riesenhaften Spinne auf, die sich
durch die Häuserschluchten der Großstadt hangelt. Außerdem ist der
ganze Film in blassen Gelbtönen gehalten. Dadurch wirkt alles etwas
fiebrig. Ein Großteil der dichten und oft auch bedrohlichen
Atmosphäre entsteht durch die fast schon gewaltige Musik. Mächtige
Hörner und quälende Streicher entfesseln ein ständiges Gefühl der
Aufregung.
Außerdem
kostet Villeneuve immer wieder ganz bestimmte Momente besonders aus.
Die Treffen der beiden Doppelgänger zum Beispiel. Oder, wenn die
Frau des Schauspielers die Bedeutung der ganzen Situation zu erkennen
glaubt. Dieser Moment der Erkenntnis ist unglaublich eindrucksvoll
und verliert seine Wirksamkeit auch nicht dadurch, dass dem Publikum
diese Erkenntnis bis zum Ende des Films verwehrt bleibt. Ist dies die
Geschichte getrennter Zwillinge? Ist es Zufall? Ist es Schicksal? Der
Film liefert keine Erklärung, sondern packt lieber noch ein
skurriles Abschlussbild auf das Ende.
„Enemy“
ist großartige Unterhaltung. Schauspieler, Musik und Inszenierung
ergeben einen stilvollen, spannenden und eigenwilligen Thriller, der
im Gedächtnis bleibt. Hitchcock wäre vielleicht stolz darauf
gewesen.
Enemy
(Can, Esp, 2013): R.: Denis Villeneuve; D.: Jake Gyllenhaal, Melanie
Laurent, Isabella Rosselini, u.a.; M.: Danny Bensi
Bundesstart:
15. Mai 2014
Montag, 17. Februar 2014
What Is Left?
Ich habe auf der 64. Berlinale viele Filme verpasst, andere jedoch nicht verpasst. In den kommenden Tagen geht es hier um die Filme, die ich in diesem Jahr auf der und um die Berlinale sehen konnte. Den Auftakt macht ein Dokumentarfilm.
Wie
zufrieden sind wir mit unserer Regierung? Kaum jemand, den man fragt,
wird absolut nichts daran auszusetzen haben. Steuern zu hoch, Löhne
zu niedrig, zu wenig Arbeitsplätze, zu wenig Fachpersonal. Wenn uns
– also dem Volk – die Regierung nicht passt, können wir sie
durch Wahlen umbesetzen und dann hoffen, die neue Regierung ändert
etwas an den Dingen, die uns nicht gefallen. In der Theorie klingt
das relativ einfach, in der Praxis läuft das alles etwas
komplizierter. Politiker stellen Programme auf, und sprechen
Versprechen aus, die sie, falls sie gewählt werden, dann umgehend in
die Tat umsetzen werden. Wenn die Politiker das nicht tun, werden sie
bei der nächsten Wahl dann entsprechend weniger Stimmen erhalten.
Trotzdem
kommt es immer wieder vor, dass genau das nicht funktioniert und so
passiert es, dass Politiker trotz ständiger und unverhohlener
Inkompetenz über viele Jahre an der Macht bleiben. Zum Beispiel
Silvio Berlusconi.
Italien
vor kurzer Zeit: Neuwahlen stehen an und es hat den Anschein, es
könnte dem amtierenden Präsidenten diesmal an den Kragen gehen.
Doch die Alternativen sind rar. Außerdem ist das Volk unsicher, was
es überhaupt noch wählen soll. Die alte Aufteilung von Links und
Rechts funktioniert in einem modernen Europa nicht mehr. Darf man als
Linker eine Putzfrau beschäftigen oder eine Kreditkarte benutzen?
Diesen und anderen Fragen gehen die Regisseure Gustav Hofer und Luca
Ragazzi nach. Sie thematisieren ihre Unsicherheit und Ratlosigkeit,
um ein unerwartetes Bild des politischen Italiens dar zu zeichnen,
welches letztendlich nicht nur die Situation in einem Land zeigt,
sondern stellvertretend als Stimmungsbild in ganz Europa erscheint.
Neben der Unsicherheit stehen aber auch die Methoden der Politiker im
Mittelpunkt. So geschieht es also, dass das ganze Land einen neuen
Präsidenten fordert, die ganzen Kandidaten, die in Frage kämen auf
den Plan treten und niemand weiß, was man mit diesen Kandidaten
anfangen soll. Die Rechten darf man nicht wählen, schließlich will
man den alten Präsidenten ja los werden. Die Linken sind allesamt
unmotiviert und gesichtslos. Keiner traut ihnen zu, wirklich in der
Lage zu sein, das Ruder um zu werfen. Wen gibt es also noch? Ein
bekannter Komiker und Kabarettist gründet seine eigene Partei und
schlägt vor, die Politiker allesamt nach Hause zu schicken und das
Volk lieber direkt regieren zu lassen. Die Wähler – hungrig und
lechzend nach Alternativen – nehmen den Mann vielleicht ein
bisschen zu ernst und wählen ihn. Diejenigen, die politisch,
verantwortungsbewusst wählen möchten, können den Komiker nicht
wählen, denn er meint es ja eigentlich nicht ernst. Unterdessen
kündigen alle Fraktionen an, sich keinesfalls auf eine Koalition mit
der Witzpartei einzulassen. Es kommt der Wahlabend und es kommt, wie
es kommen muss. Der Komiker gewinnt die meisten Stimmen, die Linken
verlieren und eigentlich ist klar, das Berlusconi auch nicht an der
Macht bleiben wird. So bildet sich eine Koalition, die den Komiker
auslässt, einen neuen Präsidenten stellt, der aber nach kurzer Zeit
schon wieder zurücktritt, nur um von einem Präsidenten ersetzt zu
werden, der letztendlich nur die Marionette des ganz alten
Präsidenten ist. Der ganze Zirkus also nur, um letztendlich den
alten immer noch auf dem Thron sitzen zu haben.
Habe ich
das alles richtig verstanden? Ehrlich gesagt, weiß ich das nach
Genuss dieses Filmes nicht so genau und auch der Film selbst –
beziehungsweise die Off-Stimme – hegt ernste Zweifel, ob das
Publikum auch nur im entferntesten verstanden hat, oder nicht noch
verwirrter ist, als vor Genuss dieses Filmes. Die beiden Regisseure
gehen das Thema sehr locker an und durchsetzen den Inhalt ständig
mit satirischen Einwürfen. Obwohl der Film letztendlich kein echtes
Mehrwissen vermittelt, bekommt man durch die Interviews, Einspieler
und Bilder ein ziemlich gutes Stimmungsbild und denkt sich: „Ich
verstehe zwar
nichts
von Politik, merke aber, wie es in Italien läuft“. Der
unterhaltsame Ton des Films bringt einen aber dazu, zu glauben, in
Italien sei alles total verrückt und bei uns ist alles super. Das
der Film die italienische Politik nur stellvertretend für
Europäische Politik darstellt und im Grunde zeigt, wie es überall
längst ist, erkennt man erst, wenn man den Kinosaal verlässt und
sich gerade kopfschüttelnd über die verrückten Italiener amüsieren
will. In dem Moment fällt mir der Ausgang unserer letzten Wahlen
ein. Möglicherweise hatte es nicht ganz so groteske Ausmaße, wie in
Italien, aber das wird schon noch kommen.
„What
is Left“ ist politische Satire in Reinform. Auf der suche nach der
anfänglichen Frage – nämlich, was es heißt, links zu sein –
zeichnet er ein treffendes Zeitbild des politischen Italiens und
zwinkert dabei so kräftig mit den Augen, dass die Intention nach der
Beantwortung der titelgebenden Frage am Ende einfach weg gewischt
wird. Unterhaltsam – und die Jahre werden zeigen, ob der Film nicht
sogar eine prophetische Ader hatte.
What Is
Left? (I, 2013): R.: Luca Ragazzi & Gustav Hofer
Bundesstart:
12. Juni 2014
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