Donnerstag, 16. August 2012

Prometheus - Dunkle Zeichen

Der Weltraum. Die letzte Grenze. Jedoch liegt es in der Natur des Menschen, seine Grenzen auszuloten und sich immer weiter zu entwickeln. Die Grenzen, die sich dem Menschen in den Weg stellen, sind nur die, die er sich selbst auferlegt – und seien es nur die Grenzen der eigenen Fantasie. Durch das ständige Fragen und Forschen, werden Grenzen auch überschritten und so ist auch der Weltraum längst nicht mehr so, wie ihn Gene Roddenberry einst beschrieb. Science-Fiction-Filme gab es schon immer. Einer der ersten Filme überhaupt berichtet von der Reise zum Mond, lange, bevor Neil Armstrong seinen berühmten Satz über große und kleine Schritte zur Erde sandte. Viele nachfolgende SciFi-Werke hatten vor allem die Faszination gemeinsam, die eine Reise ins All bedeutet. Es ist eben eine neue Welt, in der es allerlei aufregende Abenteuer zu bewältigen gilt. Ridley Scott veränderte 1979 mit „Alien“ alles. Das Weltall war plötzlich ein sehr gefährlicher Ort, in dem Wesen existierten, deren Kraft und Ausdauer nur noch von ihrer Boshaftigkeit übertroffen wurde.
„Alien“ machte unfassbare angst und inspirierte zugleich einige andere Regisseure zu grandiosen Sequels. Die Serie hat in den letzten Jahren allerdings sehr gelitten. Diverse Versuche, Spin-Offs in Videospielästhetik und mit arg bemühten Klassentreffen mit anderen Filmmonstern zu etablieren, scheiterten an der Fantasielosigkeit der Filmemacher. Höchste Zeit, dass sich Scott selbst zurück meldet, um das Alien-Universum erneut unsicher zu macht.

Wir befinden uns auf der Erde, viele Jahre vor den Ereignissen des ersten Filmes. Eine Gruppe von Forschern rund um die Wissenschaflterin Elizabeth Shaw, hat eine waghalsige Theorie aufgestellt. Mehrere archäologische Funde unterschiedlicher prähistorischer Zivilisationen zeigten immer wieder die gleichen Motive, obwohl die verschiedenen Völker absolut keine Berührungspunkte haben konnten. Die Piktogramme stellen eine Sternkarte mit Koordinaten dar und dort hin wollen die Forscher fliegen. Man erhofft neben der Entdeckung einer außerirdischen Rasse, auch Hinweise auf die Entstehung der Menschheit zu finden. Weitere Thesen des Forscherteams gehen nämlich davon aus, dass wir von Fremden erschaffen wurden.
Die Firma „Weyland Industries“ finanziert den Bau eines neuen Schiffes und den gesamten Flug in die Tiefen des Alls. Nach einer Flugzeit von mehr als zwei Jahren, erreicht man das Ziel und landet. Auf der Oberfläche sieht es ganz so aus, als wäre alles buchstäblich ausgestorben. Nachdem allerdings Beweise gefunden wurden, die die Thesen der Wissenschaftler untermauern, beginnen, merkwürdige Vorfälle die Crew immer mehr zu beunruhigen.
Bald wird klar, dass es auf dem entlegenen Planeten doch noch etwas Lebendiges zu geben scheint. An dieser Stelle wird das Team auf eine harte Probe gestellt. Während Dr. Shaw einige sehr beunruhigende Entdeckungen macht, und sie eigentlich so schnell, wie möglich wieder weg will, hat der Android David andere Pläne. Er scheint eher dafür sorgen zu wollen, dass das, was da noch lebt, an Bord der Prometheus gelangt. Während sich die Crew gegenseitig sabotiert und verdächtigt, springen plötzlich die Bewegungsmelder an.

Ach Alien. Was bist du für ein merkwürdiges Ding? Dein Körper scheint nur aus Klauen und Zähnen zu bestehen und du bist komplett mit Schleim bedeckt. Außerdem hast du regelrecht perverse Fortpflanzungsgewohnheiten. Du lässt ein handförmiges Krabbelvieh aus einem Ei hüpfen. Das Ding saugt sich am Gesicht des Opfers fest und legt ein Embryo ab. Wenn das Vieh gewachsen ist, sprengt es die Brust des Opfers und hüpft raus. Dann geht es nur noch ums Überleben und Töten. Urinstinkte treiben dich an und du könntest die perfekte Waffe sein, wärst du nicht so unberechenbar bösartig. Die ganze Galaxis scheint das zu wissen, außer die dummen Menschen.
Das alles konnte man noch nicht wissen, als der erste „Alien“-Film in den Kinos lief. Ein großer Teil der Spannung entstand dadurch, dass man das Alien gar nicht richtig gesehen hat. Man wusste im Grunde nur, es ist da und keiner der Besatzung der Nostromo hat auch nur den Hauch einer Chance. Die Spannung wurde noch erhöht durch die beklemmende Atmosphäre eines riesigen Raumschiffs, dass in den unendlichen Weiten des Alls doch nur ein winzig kleiner Punkt war. Die Dimensionen des Dramas im Bezug auf die Dimensionen der Umgebung, erzeugten ein deprimierendes Gefühl der absoluten Hoffnungslosigkeit.
„Prometheus“ nun will im Grunde kein „Alien“-Film sein. Scott baut aber die perfekte Bühne dafür. Alle Elemente sind bekannt. Das riesige Schiff mit langen und verwinkelten Gängen lässt sofort nostalgische Gefühle aufkommen. Die Besatzung verbringt den größten Teil der Reise in Stasiskammern. Nur der Android David ist wach und passt auf. Der zeigt immer wieder, dass er wirklich nur eine künstliche Person ist, gleichzeitig  aber zum Beispiel ein enorm einprägsames Charaktergesicht besitzt. Mit leicht süffisanten Ausdruck verkündet er also, er habe keine Emotionen. Wer's glaubt? Waren doch in den früheren Filmen die Androiden Ash und Bishop mit die interessantesten Figuren der ganzen Reihe. An dieser Stelle hat Michael Fassbender übrigens erneut Gelegenheit, sein schauspielerisches Talent, überzeugend zu zeigen.
Beeindruckend ist auch Noomi Rapace, die seit der schwedischen Version von „Verblendung“ nicht wirklich tolle Rollen ergattert hat. Hier avanciert sie auf faszinierende Weise zur neuen Ripley, die aber dennoch ihre ganz eigenen Charaktereigenschaften ausbauen kann.
Und da haben wir die Bühne. Alles ist bereit für den perfekten „Alien“-Film. Und genau an dieser Stelle biegt Scott ab.
Als hätte er plötzlich keine Lust mehr und als würde er lieber eine andere Geschichte erzählen wollen. Interessanterweise wirkt das nicht krampfhaft, sondern sehr gekonnt. Die Dramaturgie des Filmes ist gut ausgearbeitet und schafft es, selbst gestandene „Alien“-Fans, die sich total gut auskennen, zu überraschen. Abgesehen davon funktioniert „Prometheus“ trotzdem immer noch irgendwie als Prequel. Scott hat es allerdings so konstruiert und konzipiert, dass man die Geschichte von Dr. Shaw auch vom eigentlichen Franchise los gelöst betrachten kann. Auf der anderen Seite geht es wiederum nicht, ohne die bekannten Versatzstücke. Ein interessantes Bild. Ridley Scott wollte vielleicht einfach wieder mit den Elementen spielen, die er einst selbst etabliert hatte, ohne unbedingt die Geschichte fortsetzen zu wollen.

„Prometheus“ ist ein Fest für die Fans. Neben den bekannten Elementen und Motiven ermöglicht die aktuelle Tricktechnik obendrein noch fantastische Bilder. Und auch, wenn dieser Film als so etwas ähnliches, wie eine Vorgeschichte im „Alien“-Universum angesiedelt ist, muss man die alten Filme nicht zwangsläufig gesehen haben. Ganz abseits des Franchises ist „Prometheus“ ein großartig inszenierter und unglaublich spannender Science-Fiction-Film. Für mich einer der Höhepunkte des Kinojahres 2012. Je größer die anfängliche Skepsis ist, desto größer ist die Begeisterung nach dem Kinobesuch.

Prometheus (USA, 2012): R.: Ridley Scott; D.: Noomi Rapace, Michael Fassbender, Charlize Theron, u.a.; M.: Marc Streitenfeld; Offizielle Homepage

In Weimar: CineStar

Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, zwischen 12:00 und 13:00 Uhr auf Radio Lotte Weimar.

Freitag, 10. August 2012

Ted

Seth MacFarlane ist ein witziger Mann. Nach dem Besuch des Kent-Internats studierte er Filmwissenschaften und machte seinen Abschluss im Bereich Animation. Schnell wollte er das Erlernte in die Tat umsetzen und arbeitete unter anderem für Hanna-Barabara-Productions und Cartoon Network.
1999 ging seine eigene Serie „Family Guy“ auf Sendung und versammelte gleichermaßen Verehrer und Kritiker um sich. MacFarlane bedient sich eines sehr bissigen und satirischen Humors, der stets mit dem guten Willen und dem Geschmack der Zuschauer spielt. Nichts und niemand ist vor ihm sicher. Zusätzlich werden regelmäßig Filmzitate aufs Korn genommen. Diese Mischung verleitet viele dazu, die Serie mit den „Simpsons“ zu vergleichen. Doch „Family Guy“ ist etwas eigenes und hat auch seinen ganz eigenen Humor. Jetzt hat MacFarlane seinen ersten Kinofilm gemacht, der entgegen früherer Ankündigungen kein „Family Guy“-Film geworden ist, sondern etwas Neues.

Johnny hat als kleiner Junge keine Freunde. Seine Eltern sind verbohrt und konservativ und während all seine Freunde die tollsten Spielsachen unter dem Weihnachtsbaum finden, bekommt Johnny einen...Teddy. Johnny freut sich tatsächlich sehr über das Geschenk und die Eltern können gar nicht fassen, wie dumm, oder genügsam ihr Sohn ist. Doch Johnny ist weder das eine, noch das andere, er ist höchstens ein bisschen naiv. Er wünscht sich jedenfalls ganz fest, dass sein neuer Teddy lebt und mit ihm reden könnte.
Da es in der Welt nichts mächtigeres gibt, als einen Kinderwunsch – abgesehen vielleicht von einem Apache-Kampfhubschrauber – geht Johnnys Wunsch in Erfüllung und sein Teddy erwacht zum Leben.
Die beiden werden beste Freunde und daran hat sich auch nach 27 Jahren nichts geändert.
Johnny hat allerdings mittlerweile eine Freundin, die die Beziehung etwas ernsthafter angehen will. Doch, solange Ted bei Johnny lebt, wird dieser nie erwachsen. Also muss Ted ausziehen und sich einen Job suchen. Kein einfaches Unterfangen für einen pöbelhaften Plüschteddy mit einem echten Drogenproblem.

Seth MacFarlane macht es in seinem Regiedebut ganz ähnlich, wie in der Fernsehserie. Er entwickelt Figuren, die in ihrer Umgebung total unpassend wirken, was aber im Film oder in der Serie niemanden aufzufallen scheint. In der Serie ist es völlig normal, dass ein Baby oder ein Hund spricht und Auto fährt. Genau so verhält es sich mit Ted. Er mag ein Teddybär sein, aber er hat ganz normale menschliche Verhaltensweisen und allein dieser Kontrast ist ein großer Hingucker.
Abgesehen davon ist dieser Bär total witzig. Ein niedliches Plüschtier entpuppt sich als bitterböser und sarkastischer Prolet, der säuft, kifft und sich Prostituierte einlädt. Diese starken Charaktereigenschaften wirken sich positiv auf die Hauptfigur aus, lassen aber die menschlichen Nebenfiguren relativ farblos da stehen. Gegen Ted haben sie einfach keine Chance und Möglichkeit, mehr als bloß schablonenhafte, stereotype Figuren zu sein. Dafür machen aber Mark Wahlberg und Mila Kunis einen passablen Job und man kann ihnen an sich nicht vorwerfen, dass sie im Angesicht des Teddys zurück treten.
Die Sprüche und Witze entsprechen dem bissigen Humor, den man bei Seth MacFarlane kennt, ebenso, wie Zitate aus allen möglichen und unmöglichen Filmklassikern.
Es gibt auch einige echt gelungene Cameo-Auftritte, alter und neuer Stars. Technisch ist der computeranimierte Teddy ebenfalls gelungen. Seine Bewegungen und vor allem die Mimik sind sehr detailliert und zeigen eine enorme Hingabe beim Entwickeln der Figur. Dafür hapert es an manch anderer Stelle. Eine Auto-Verfolgungsjagd wurde mit einfachen Digitalkameras gefilmt und wirkt dadurch schon sehr plastisch und durch den etwas hektischen Schnitt geht viel von der Atmosphäre – die wahrscheinlich bedrohlich, oder zumindest spannend sein sollte – einfach flöten.

Wer aber braucht schon besonders dichte Atmosphäre, wenn er einen sprechenden, sauwitzigen und so dermaßen niedlich aussehenden Teddybären hat? „Ted“ ist eine Komödie, die in alle Richtungen austeilt und wem der bissige Humor MacFarlanes zu sehr auf das zarte Gemüt schlägt, sollte den Film auslassen. Ha! Nur, weil er im Kino läuft, zieht MacFarlane doch nicht die Krallen ein. Der Mann, der den medialen Shit-Storm erfunden hat, oder zumindest eine neue Daseinsebene dieses neuartigen Phänomens ergründet hat, stürmt einfach immer weiter und weiter. Geht auf die Barrikaden, wenn ihr glaubt, es würde etwas nützen. Mit größter Sicherheit landet ihr dann in einer der nächsten Folgen von „Family Guy“.

Ted (USA, 2012): R.: Seth MacFarlane; D.: Mark Wahlberg, Mila Kunis, Seth MacFarlane, u.a.; M.:Walter Murphy; Offizielle Homepage

In Weimar: CineStar

Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, zwischen 12:00 und 13:00 Uhr auf Radio Lotte Weimar.

Donnerstag, 2. August 2012

Mal wieder gesehen - Batman

Das fulminante Finale der Christopher-Nolan-Trilogie „The Dark Knight Rises“ läuft derzeit mit vollem Erfolg in den deutschen Kinos. Ein Grund für die hohen Besucherzahlen im Allgemeinen ist auch die virale Marketingkampagne, die dem Film voraus geeilt ist. Im Grunde wurde der Hype schon durch das extrem fiese Ende des Vorgängerfilms „The Dark Knight“ eröffnet. Ein Jahr vor Release kam der erste offizielle Teaser-Trailer und seitdem gab es fast täglich kleine Häppchen, bis die Vorfreude in Hysterie umschlug und die Erwartungen regelrecht gottgleiche Ebenen erreichten.
Ich wurde sozusagen Monate lang gedrillt und auf Batman gemünzt und letzte Woche war plötzlich alles vorbei. Die ganze Aufregung lief auf fantastische zweieinhalb Stunden hinaus und entlud sich brachial.
Und nun ist Schluss?
Einfach so? Niemals! Ich bin im Batman-Fieber. Das ebbt nicht einfach so ab, nur weil man den neuen Film einmal gesehen hat. Ich werde ihn mir mindestens noch dreimal ansehen, so lange er im Kino läuft. In der letzten Woche habe ich mir außerdem die alten Filme noch einmal reingezogen und interessante Dinge festgestellt, was die Entwicklung der Figur Batman im Film anging.
Fangen wir von Vorne an.

Naja. Vielleicht nicht ganz von vorne. Denn den ersten Leinwandauftritt gab es bereits 1943 mit „Batman“. Alberne Kostüme und eine völlig bekloppte Story hoben den Fremdschämfaktor enorm an. Nicht viel besser waren die Batman-Filme in den 60er Jahren. Adam West spielte den dunklen Rächer und lies ihn zum Moralapostel verkommen. Unerträglich und unfreiwillig komisch: Batmans Schlaumeierei. Und in den Kampfszenen werden Comicschriftzüge eingeblendet. „Pow“ und „Bang“? Lieber nicht.
Tim Burton war dann der erste Regisseur, der die ganze Sache etwas ernster angehen wollte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er konnte 1989 für seinen „Batman“ ein hohes Aufgebot an hochkarätigen Schauspielern gewinnen. Jack Nicholson schlüpfte in die Rolle von Batmans Erzfeind, den Joker. Batman selbst wurde vom relativ unbekannten Michael Keaton dargestellt und gilt allgemein als Schwachpunkt des Filmes. Ich mochte allerdings seine reduzierte Art. Sein Bruce Wayne war melancholisch, aber auch irgendwie sehr locker und cool und fast schon zynisch. Gerade neben einem solch starken Charakter, wie dem Joker, hebt sich sein Stil angenehm ab, auch wenn er dem  Bruce Wayne aus der Comicvorlage nicht mehr so nahe war.
Tim Burton schafft mit „Batman“ eine düstere Utopie. Sein Gotham besteht aus gigantischen Türmen, die sich über den Moloch erheben. Er erinnert daran, dass im Namen der Stadt nicht umsonst das Wort „gothic“ steckt. Überall gibt es riesige Statuen und Kirchentürme. Nie scheint die Sonne. Obendrein hat aber alles eine gewisse Papp-kulissen-Ästhetik, die dem ganzen eine Film-Noir-ähnliche Atmosphäre gibt. Gepaart mit den unvermeidlichen 80er Jahre Kitsch und Bergen aus Haaren, ergibt sich eine einmalige Ästhetik, die aber ein sehr stimmungsvolles Bild zu zeichnen vermag. Die Story ist relativ simpel und der Hauptfokus des Films liegt eindeutig auf der Ausstattung und den Actionszenen. Die sind sehr aufwendig produziert und strotzen nur so vor Kraft. Allein die Etablierung des Batmobiles ist so cool gelungen, dass einige Einstellungen auch aus irgendwelchen Hip-Hop-Lowrider-Clips hätten stammen können. Eine Szene, in der Joker und seine Kumpane ein Museum überfallen, um die dortige Kunst zu „verbessern“ zählt zu den bekanntesten Sequenzen des modernen Hollywood. Eine andere Szene, in der Joker bei einem Chirurgen auf dem Stuhl sitzt und sich grade sein Gesicht hat operieren lassen, wurde schon sehr oft in anderen Filmen zitiert und zählt ebenfalls zu den großen Klassikern. Das Abwickeln des Verbandes in Jokers Gesicht symbolisiert ein Stück weit die Geburt des modernen Actionfilms. Denn vor allem technisch legte „Batman“ neue Maßstäbe. Bewegte sich die Handlung ein bisschen freier abseits der Comicgeschichte, gestaltete sich der Film dadurch um so zugänglicher für eine breites Publikum.
Tim Burton wurde über Nacht berühmt und Batman konnte sein frevelhaftes Image als Sprüche klopfender Depp, mit Anti-Hai- und Karussell-Gegendrehungs-Spray am Gürtel, an den Nagel hängen.

Nach einem derartigen Erfolg, war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Fortsetzung anstand. Die kam 1992 und Tim Burton führte erneut Regie. Sofort fiel auf, dass der Produktion wesentlich mehr Geld zur Verfügung stand und dass Tim Burton wesentlich mehr Freiraum genießen durfte.
In „Batmans Rückkehr“ (selten dämlicher Titel eigentlich, denn das würde ja bedeuten, dass Batman Gotham verlassen hätte. Hat er wohl aber nicht...Egal...) wird Weihnachten gefeiert und zwar auf Gotham-Art. Das heißt, dass es in der dunklen Stadt ganz und gar nicht friedlich zu geht. Der Pinguin terrorisiert die Bürger und Batman muss sich obendrein noch mit Catwoman herumschlagen. Trotz der Starpower (Danny DeVito, Michelle Pfeiffer, Christopher Walken) und der enorm aufgestockten Ausstattung, konnte dieser Film nicht an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen. Tim Burton hat zu sehr seinen eigenwilligen Stil einfließen lassen, was mir persönlich sehr gut gefällt, die breite Masse aber offensichtlich abgeschreckt hat. Die Welt war wohl einfach noch nicht bereit für die volle Ladung Burton.

Egal, was man über Burtons zweiten Batman-Film noch zu meckern hatte; das alles verstummte sofort, als Joel Schuhmacher 1995 das Ruder übernahm und einen schwer zu ertragenden „Batman Forever“ produzierte und dann noch mit einem unsäglichen „Batman & Robin“ nachlegte. Über diese beiden Filme möchte ich nichts sagen. Es lohnt nicht, sich in irgendeiner Form darüber aufzuregen, erst recht, weil es ja mittlerweile genug adäquaten Ersatz im Sektor Batman gibt, dass man die beiden Schuhmacher-Filme eigentlich endlich mal offiziell boykottieren könnte.
Für eine offizielle Facepalm reicht es aber auf jeden Fall schon jetzt.

Es gab also einige sehr unterschiedliche Lesarten der Figur Batman. Auch, wenn ich nicht mit allem einverstanden gewesen bin, finde ich es total interessant, wie sehr sich eine solche Figur verändern kann. Ich denke, das ist auch die Faszination, die Batman auf die Filmemacher dieser Welt ausübt. Christopher Nolan mag seine Trilogie – die, ganz nebenbei erwähnt, absolut unerreicht und großartig ist – beendet haben, aber „The Dark Knight Rises“ war keinesfalls der letzte Batman-Film. Man darf gespannt sein.

Batman (USA, 1989): R.: Tim Burton; D.: Jack Nicholson, Michael Keaton, Kim Basinger, u.a.; M.: Danny Elfman, Offizielle Homepage

Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, 12:00 bis 13:00 Uhr auf Radio Lotte Weimar.