Donnerstag, 26. Juli 2012

The Dark Knight Rises

Christopher Nolan hat es vollbracht. Er hat eine der interessantesten Comicfiguren überhaupt stimmig und überaus erfolgreich auf die Leinwand geholt. Er hat außerdem einen neuen Stil geschaffen und das Genre des Actionfilms regelrecht revolutioniert. Aber nicht auf eine Weise, die nun jeder nach macht, sondern bei der man sich eher fragt: „Wie hat er das gemacht?“
Christopher Nolan hat ein beispielloses Marketingverfahren etabliert und konsequent durch gezogen.
Das hatte zur Folge, dass unfassbar viele Menschen diesen Film sehen wollen. Und nun, nach Jahren des Wartens, nach Tragödien fiktiver und realer Natur startet heute endlich „The Dark Knight Rises“

Die Story war über die letzten Monate eines der bestgehüteten Geheimnisse Hollywoods. Nur wenige Details drangen an die Öffentlichkeit und das heizt die Spannung ordentlich an. Es sorgt auch für einen gewissen Teil des Spaßes, den dieser Film bringen kann. Je weniger man also über die Geschichte erfahren hat, desto spannender wird es. Deswegen wird an dieser Stelle selbstverständlich auch nicht viel verraten.
Wir sind jedenfalls wieder in Gotham, etwa acht Jahre nach den Ereignissen des vorigen Films.
War die Stadt früher vor allem für seine hohe Verbrechensrate bekannt, sieht es mittlerweile ganz gut aus und die Gotham scheint sicher zu sein.
Nach den Ereignissen von „The Dark Knight“ ist Batman ein Gejagter und wird von der Polizei gesucht. Harvey Dent wurde unterdessen zum Helden erklärt.
Genau in dieser Zeit kommt Bane in die Stadt. Er ist ein super intelligenter Schwerverbrecher, der einen perfiden Plan verfolgt. Er will die Stadt terrorisieren und erpressen und er will Batman als Symbol der Hoffnung aller Menschen zerbrechen. Dem dunklen Ritter steht die Herausforderung seines Lebens bevor, als er dem Verbrechergenie gegenüber steht.

Die gesamte Story ist natürlich wesentlich komplexer und vielseitiger, aber ich will wirklich nicht zu viel verraten. Es gibt nämlich mehr, als eine Wendung, die den ganzen Story-Apparat mehr als einmal komplett umwirft. Fakt ist, dass der Film über seine gesamte Laufzeit unfassbar spannend ist und Schritt für Schritt eine intensive Atmosphäre aufbaut, die sich in einem fulminanten Finale entlädt. Nolan hat seinen gesamten Stil wieder etwas plastischer gestaltet. Nachdem er in „The Dark Knight“ ein sehr realistisches Bild geschaffen hat, wirkt hier wieder alles etwas künstlicher, was der Geschichte aber entgegen kommt. Die Actionszenen sind perfekt ausgearbeitet, die Dialogszenen wirken intensiv, und sind fast schon pathetisch geraten, genau wie das Ende des Films.
Das entspricht aber voll und ganz der Comicvorlage. Und damit sind wir bei dem Punkt, der gleichzeitig die größte Stärke und Schwäche des Films ist. Rein filmisch und inszenatorisch kommt dieser Film nicht an den Vorgänger heran. Das liegt daran, dass der Joker einfach ein sehr vielschichtiger Charakter war, der obendrein noch von einem talentierteren Schauspieler dargestellt wurde. Derartige Spieltiefe kann   Tom Hardy in einer derartigen Rolle, als Bane einfach nicht aufbringen und manchmal gelingt die Mischung aus Intelligenz und purer Boshaftigkeit, gepaart mit der extremen Körperlichkeit, die dieser Charakter mit sich bringt, nicht ganz. Vergleicht man bisherige Interpretationen des Bane, muss man allerdings sagen, dass Hardy einen sehr überzeugenden Job macht.
Wie soll dieser Film nun funktionieren? Als Zeitdokument, als authentisches und spannendes Psychoduell in einem düsteren Kammerspiel? Oder soll dieser Film als Adaption einer Comicvorlage funktionieren? Genau das ist die große Frage, die Nolan wahrscheinlich selbst nicht ganz zu beantworten vermag. Da haben wir außerdem das Resultat einer super Werbekampagne, die Erwartungen geschürt hat, die der Film in dieser Form unmöglich erfüllen kann.
Allerdings hat es Nolan mit diesem Abschluss seiner Trilogie geschafft, sowohl den Erzählstil, als auch den Geist der Comicvorlage absolut perfekt einzufangen. Das ist etwas, was noch keinem seiner Kollegen mit einem ähnlich gearteten Film gelungen ist.

„The Dark Knight Rises“ ist spannend, episch, fulminant, brachial, manchmal witzig, aber auch tragisch.
Mit einem Wort: Batman.
So, wie ich den Superhelden aus den Comics kennen und lieben gelernt habe. So, wie ich ihn in anderen Verfilmungen immer wieder vergeblich gesucht habe. So, wie Batman sein sollte. Und das zu schaffen, zeugt von einem tiefen Verständnis für die Vorlage und auch von Konsequenz. Vor allem aber zeigt es etwas, was viele in den letzten Tagen vergessen zu haben scheinen. „The Dark Knight Rises“ ist ein Film. Nicht mehr, und nicht weniger.

The Dark Knight Rises (USA / UK, 2012): R.: Christopher Nolan; D.: Christian Bale, Tom Hardy, Anne Hathaway, u.a.; M.: Hans Zimmer; Offizielle Homepage

In Weimar: CineStar, lichthaus

Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, zwischen 12:00 und 13:00 Uhr auf Radio Lotte Weimar.      

Montag, 23. Juli 2012

90 Minuten - Das Berlin Projekt

Ich habe mich immer beschwert! Es gäbe nichts Neues mehr. Niemand wagt sich noch an eigene Ideen heran und alle produzieren nur noch Fortsetzungen etablierter Marken. Immer auf der sicheren Seite stehen. Bloß keine Experimente. Warum man solche große Angst vor Experimenten hat? Es kann so viel schief gehen und es kann so viel falsch gemacht werden. Natürlich muss es nicht immer so laufen und zahlreiche verrückte und halsbrecherische Ideen haben schon zu absoluten Filmperlen geführt.
Aber im Falle von „90 Minuten – Das Berlin Projekt“ ist viel schief gegangen und es wurde viel falsch gemacht. Aber fangen wir von vorne an.

Die Hauptstadt im Premierenfieber. Der neue Film mit Superstar Sebastian läuft in einem Berliner Kino an. Der Saal ist voll und die Promis sind auch anwesend. Nur Sebastian nicht. Der will die Premiere seines Filmes als Alibi nutzen. Er hat nicht vor, sich den Film an zu sehen. Er will sich rächen. Irgendein obskurer Guru ist nämlich für den Tod von Sebastians Freundin verantwortlich. Sebastians Plan ist recht simpel. Während der Film läuft, in dessen Premiere er vermeintlich sitzt, will er zum Guru rennen, ihn umbringen und wieder zurück sein, bevor der Film endet. Er hat genau 90 Minuten Zeit.
So einfach, wie er sich das vorgestellt hat, wird es dann doch nicht. Nicht nur das verwirrende Labyrinth der Großstadt stellt ihn vor zahlreiche Herausforderungen, offensichtlich wird er auch von mehreren merkwürdigen zwielichtigen Männern verfolgt, die ihn aufhalten wollen. Doch damit sind Sebastians Probleme nicht vorbei. Seine eigene Moral hält ihn immer wieder davon ab, den Abzug zu betätigen; selbst, als sein Opfer endlich vor ihm steht.

Die Story hört sich sehr spannend an. Nicht die Neuerfindung des Rades, aber es bietet doch genug Stoff für einen soliden Thriller im Stile eines Jason Bournes vielleicht. Solche Thriller funktionieren dann am besten, wenn man die Story und die Situation an sich wirken lässt, ohne all zu viel dazu zu packen. Das braucht man bei diesem Film nicht erwarten, denn es handelt sich um ein Filmexperiment. Der komplette Film besteht aus einer einzigen Einstellung. Das sogenannte One-Shot-Verfahren erweckt den Eindruck, es gäbe den ganzen Film über keinen Schnitt. Echte One-Shot-Filme sind unglaublich aufwändig, denn alles muss in einem Take funktionieren. Alle Abläufe müssen zeitlich perfekt auf einander abgestimmt sein. Geht nur eine Sache schief, muss man von vorne anfangen.
Moment mal! Echte One-Shot-Filme? Soll das etwa heißen...?
Ja! „90 Minuten – Das Berlin Projekt“ ist kein echter One-Shot-Film, sondern nutzt dieses Element nur als Stilmittel. Schnell wird klar, dass getrickst wurde und Menschen, die sich in Berlin auskennen, merken ab der ersten Minute, dass manche Dinge schon aus geographischer Sicht unmöglich zu absolvieren sind, ohne zu schneiden.
Handwerklich sind diese Schnitte aber sehr gut gelöst und beim reinen Zuschauen fallen sie kaum auf.
Mich stört, dass diese One-Shot-Idee zum Kunstgriff verkommt und über die offensichtlichen Schwächen des Filmes auch nicht hinweg zu täuschen vermag. Die Story ist substanzlos und wird durch eine verworrene Das-passiert-alles-nur-in-seinem-Kopf-Parabel ad absurdum geführt. Die Figuren im Film sind oberflächlich, sollen aber den Eindruck vermitteln, tiefgründig zu sein. Udo Kier ist die ewige Nebenrolle und verstellt sich mittlerweile schon gar nicht mehr. Udo Kier ist eben Udo Kier.
Das ganze wird untermalt von hektischer Over-The-Top-Orchestermusik und die ganze Produktion wirkt viel zu oft, wie ein Möchtegernfilm.

„90 Minuten – Das Berlin Projekt“ kann sich nicht entscheiden, was er sein will. Will er ein Experiment sein? Dafür ist er zu mainstreamig geraten. Will er ein spannender Thriller sein? Dafür wird die Story zu abstrus. Und so passiert es, dass der Film irgendwie nichts Ganzes und nichts Halbes geworden ist und obendrein nervt die One-Shot-Ästehtik unfassbar schnell und man will nicht mehr. Lange, bevor die 90 Minuten um sind. Das passiert eben, wenn Experimente schief gehen.

90 Minuten – Das Berlin Projekt (D, 2011): R.: Ivo Trajkov; D.: Bierim Destani, Richard Sammel, Udo Kier, u.a.; M.: Birger Clausen; Offizielle Homepage (rofl)

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Freitag, 13. Juli 2012

Cosmopolis

David Cronenberg hat immer einen starken Hang zu schockierenden Darstellungen skurriler Ereignisse gehabt. In Filmen, wie „Scanners“, „Videodrome“ oder „Die Fliege“ zeigte er, dass er vor allem auf der visuellen Ebene einiges zu bieten zu haben scheint. Diese Filme haben vor allem eine fremdartige und schockierende Gewaltdarstellung gemeinsam. Cronenberg hat diese Gewalt aber nie nur zum Selbstzweck genutzt. Nie war er oberflächlich und auch, wenn man sich manchmal durch kiloweise organischer Klumpen wühlen muss, um auf die Bedeutung eines Films zu stoßen, waren die Botschaften immer das Wichtigste für Cronenberg.
Außerdem war er immer ein Fan von Kontrasten.
So hat der sich den umstrittenen DeLilio-Roman „Cosmopolis“ geschnappt und ihn ausgerechnet mit Robert Pattinson in der Hauptrolle verfilmt.

Eric Packer ist an der Börse und hat in seinen jungen Jahren sehr viel Geld durch Spekulationen verdient. So viel Geld, dass er es nicht zählen kann und eigentlich interessiert ihn auch nicht mehr, wie viel Geld er überhaupt hat. Ganz nebenbei erfährt er, dass er jetzt gerade tonnenweise Geld verliert, aber auch das ist ihm irgendwie egal. Wichtiger ist, dass es mal wieder Zeit für einen Friseurbesuch wird.
Also steigt er in seine Limousine und los geht die Fahrt quer durch die Stadt. Allerdings ist der Präsident in New York und ganze Straßenzüge werden abgesperrt. Außerdem sind verschiedene Demonstrationen von anarchistischen Randgruppen angekündigt und Eric hat – wie so oft – eine Morddrohung erhalten. Sein Sicherheitschef ist entsprechend beunruhigt, aber Eric will sich die Haare schneiden lassen. Und zwar nur  bei seinem ganz speziellen Friseur, der seinen Laden am anderen Ende der Stadt betreibt.
So geht es in der gepanzerten Limousine im Schritttempo durch New York. Eric sitzt in diesem isolierten Raum in Mitten eines absoluten Chaos und bleibt dank ausgeklügelter Schalldämmung doch komplett unberührt.
Unterwegs bekommt Eric Besuch seiner Mitarbeiter und Partner und auch von seinem Leibarzt. Trotz der zahlreichen Kontraste, denen Eric ausgesetzt ist, bleibt er durchweg emotionslos, selbst, als er dem Mörder in spe gegenübersteht.

Ich gebe gleich zu, dass ich die essentiellen Botschaften dieses Werks nicht verstanden habe. Glaube ich. Das Grundmotiv ist relativ klar. Ein völlig von der Welt entrückter Mann, fährt durch die Stadt. Unberührt von Freude und Leid ist er nur auf ein absolut banales Ziel fixiert und verfolgt dieses ebenso stoisch, wie kompromisslos. Hin und wieder scheint er neues erleben zu wollen und lässt sich zu zahlreichen unerwarteten, nahezu selbstzerstörerischen Aktionen hinreißen. So krass diese Aktionen aber auch sein mögen, nichts vermag seine eisige Lethargie zu durchbrechen.
So wird auch ganz klar eine Welt draußen und eine Welt drinnen geschaffen. Alles, was außen ist, hat keinerlei Chancen, zu Eric durch zu dringen. Sogar seine Ehefrau, die zunächst auf der gleichen Ebene zu existieren scheint, entfernt sich immer mehr von ihm.
Große Teile der Handlung passieren hier in Dialogen. Diese Dialoge nutzen eine sehr künstlerische Sprache, die die Entrücktheit der Protagonisten von der vermeintlich normalen Welt noch verstärken. Leider sorgen sie auch dafür, dass man bald nichts mehr versteht. Trotz der präzisen Sprache, verwendet Packer Metaphern, deren Bedeutung so bombastisch ist, dass man sie nicht erfassen kann. Die Gesellschaftsstudie in „Cosmopolis“ ist komplex und hebt sich durch diese Komplexität noch weiter vom normalsterblichen Publikum ab.
Abgesehen von der komplizierten Handlung, bietet der Film einen absolut packenden visuellen Stil. Cronenberg lässt die größten Teile seines Films tatsächlich in der Limousine passieren. Das Finale hingegen spielt sich in einem abbruchreifen Mietshaus ab, wodurch erneut absolut starke Kontraste geschaffen werden.
Robert Pattinson schafft es übrigens sehr überzeugend, den weltfremden Broker zu spielen. Auch, wenn er durchweg emotionslos sein muss, hätte ich nicht gedacht, dass Pattinson diese Aufgabe so souverän meistert und ich hatte befürchtet, er wäre der große Schwachpunkt des Films.

„Cosmopolis“ ist ein merkwürdiger Film, der seine Botschaften über den Verfall unserer Gesellschaft in den Chefetagen der Welt zunächst mit dem sprichwörtlichen Holzhammer ein zu bläuen scheint, sich dann aber in komplizierten Dialogen verliert. Cronenberg wollte hier eindeutig die Ehrfurcht vor der Vorlage mit einfließen lassen, was ihm auch gut gelungen ist. Abschließend sei zu sagen, dass man diesen Film sicherlich  mehrmals sehen muss, um wirklich alles zu erfassen. Allerdings nur, wenn man sich darauf einlässt, auch Dinge zu erfahren und zu erkennen, die man vielleicht gar nicht wissen will.

Cosmopolis (USA, 2012): R.: David Cronenberg; D.: Robert Pattinson, Juliette Binoche, Paul Giamatti, u.a.; M.: Howard Shore; Offizielle Homepage

In Weimar: lichthaus
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Freitag, 6. Juli 2012

Kochen ist Chefsache

War ich doch in der letzten Zeit durchaus bereit, wohlwollende Worte des Lobes über den ein oder anderen französischen Film zu verlieren, und habe ich doch tatsächlich die vage Hoffnung geäußert, dass der Film aus Frankreich an so etwas, wie einem stilistischen Wendepunkt stehen könnte, da erscheinen jetzt massenhaft Filme aus Frankreich in den Kinos, die jeden – einschließlich mich selbst – eines besseren belehren. Der französische Film steckt in einer Sackgasse, aus der er nicht heraus kommt. Dank einiger wagemutiger Querulanten, wie Luc Besson oder Michel Hazanavicius gibt es immer mal wieder ein paar echte Überraschungen. Wiederum dank eines Francois Ozon oder eben eines Daniel Cohen, wird das Mutige und Neue wieder im Keim erstickt. Verdammt!
„Kochen ist Chefsache“ hätte richtig gut werden können...
Aber fangen wir von vorne an.

Jacky ist der totale Chaot. Er ist leidenschaftlicher Koch und hat sich vorgenommen, nur das beste Essen der Welt zu kochen. Die besten Rezepte stammen seiner Meinung nach von Alexandre Lagarde, dem berühmtesten Koch Frankreichs. Jacky hat all seine Kreationen auswendig gelernt und versteht sie, meisterhaft zu zu bereiten. An seinen Arbeitsplätzen weiß das nur keiner zu würdigen. Was wollen übel gelaunte Trucker auch mit Karottenschaum oder Feldsalatsüppchen? Jacky fliegt also immer relativ schnell wieder raus, was seine hochschwangere Freundin gar nicht lustig findet. Die Vernunft siegt und Jacky nimmt einen gut bezahlten Job, als Maler in einem Altersheim an. Währenddessen wird der große Alexandre von einer Schaffenskrise geplagt. Der Chef der Restaurantkette, der sein Haus angehört, verlangt immer wieder neue Kreationen, und dabei soll Alexandre auch noch die firmeneigenen Fertigprodukte nutzen. Alexandre weigert sich und der Chef hetzt ihm laufend Kritiker auf den Hals, um ihn zu ärgern. Eines Tages begegnen sich Jacky und Alexandre und machen sich daran, die Sterne des großen Chefs zu retten.

Dieser Film ist typisch französisch. In allen guten, wie auch schlechten Belangen. Nach einem völlig überstylten Vorspann plätschert es so vor sich hin. Die schablonenhaften Figuren werden unkreativ eingeführt und ab der ersten Minute ist der Film so vorhersehbar, wie ein Bravo-Roman. Hin und wieder gibt es einige nette Witzchen, insgesamt bleibt das Ganze aber auf einer eher unspektakulären Ebene kleben. Während Jean Renos Darstellung durchaus souverän gelungen ist, und er ganz gut den frustrierten, alten Meckerkoch zu mimen weiß, ist sein Mitstreiter Michaél Youn ähnlich übertrieben, wie der Vorspann. Sozusagen völlig Over-The-Top. Immer redet er zu schnell und hüpft manchmal umher, wie ein kleiner Gnom und erinnert mit seinem Spiel auf fatale Weise an alte Louis-de-Funés-Auftritte. Warum er so stark geschminkte Augen hat, ist ein Rätsel – es sieht enorm merkwürdig aus.
Regelmäßige Höhepunkte des Films sind dann aber die Kochszenen. Hier kommt etwas Hingabe und ein bisschen Passion rüber, die den Rest des Filmes allerdings nur noch um so farbloser erscheinen lässt.

„Kochen ist Chefsache“ ist eine uninspirierte Komödie, die von oberflächlichen Schablonen und Standards zehrt. Bis auf wenige gute Ideen, hat der Film fast nichts zu bieten. Dem Ganzen haftet auch noch so ein altmodischer Touch an, der mich denken lässt, dass dieser Film 30 Jahre zu spät kommt. Es ist wirklich schade, denn ich dachte, dass es trotz der vorhersehbaren Story wenigstens lustig werden könnte.

Comme un chef (F, 2012): R.: Daniel Cohen; D.: Jean Reno, Michaél Youn, Julien Boisselier; M.: Nicola Provani; Offizielle Homepage

In Weimar: lichthaus

Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, 12:00 bis 13:00 Uhr auf Radio Lotte Weimar.