Freitag, 29. Juni 2012

Moonrise Kingdom

Trailer sind aus der Hölle. Früher hat man Trailer nur im Kino gesehen und zwar vor dem Hauptfilm. Da hat man eine Viertelstunde Werbung für Bier und Kartoffelchips ausgehalten, um dann mit Trailern zu den nächsten Filmen belohnt zu werden. Da gab es einen Trailer pro Film und der war meistens so blöde geschnitten, dass man überhaupt keinen zuverlässigen Eindruck vom beworbenen Film gewinnen konnte. Aber egal. Man wusste das Wichtigste, nämlich dass der Film demnächst im Kino laufen würde. Heute funktioniert das alles ein bisschen anders. Es gibt Teaser, Trailer, Clips und Spots und selbst Trailer feiern heute Premiere und werden vorher angeteast. Einige sind sehr kunstvoll und cool. Für meinen Geschmack zeigen Trailer aber heutzutage einfach zu viel, wenn nicht gar alles. Man guckt einen Trailer und hat alles sehenswerte gesehen. Man will aber gerne glauben, dass der komplette Film doch mehr zu bieten hat und guckt sich das Ding an. Dann kann man an den lustigsten Stellen nicht mehr lachen, weil man das schon aus dem Trailer kennt und die spektakulären Special-Effects wirken bereits veraltet. Der Trailer von „Moonrise Kingdom“ war supercool, was konsequenter Weise zu der Vermutung führen müsste, dass es der Film nicht mehr sein kann. Wirklich?

Irgendwann in den 60er Jahren gab es auf einer der zahllosen Inseln vor der Küste Neuenglands einen heftigen Sturm. Der Sturm gilt lange Zeit als schlimmstes Wetterextrem, welches die USA heimgesucht hat. Dieser Sturm spielt eigentlich nur eine kleine Rolle, bildet aber eine eindrucksvolle Kulisse für eine fantastische Abenteuergeschichte.
Sam ist ein Waisenjunge und verbringt den Sommer im Pfadfindercamp. Eines Morgens wird sein Verschwinden entdeckt. Sam hat seine Ausrüstung geschnappt, sich ein Kanu geklaut, einen Kündigungsbrief hinterlassen und sich aus dem Staub gemacht.
Der Sheriff der Insel wird sofort informiert und die Pfadfinder organisieren eine Suchaktion. Gleichzeitig wird das verschwinden eines weiteren Kindes festgestellt. Suzie hat ebenfalls einiges eingepackt und ist einfach verschwunden. Der Sheriff ist zwar ein bisschen beschränkt, kann sich aber ziemlich bald vorstellen, dass die beiden zusammen unterwegs sind. Wichtiger sind die Gründe für die Flucht. Sam ist der unbeliebteste Junge im Pfadfinderlager und keiner weiß so richtig warum. Seine Pflegefamilie hat angekündigt, ihn nicht mehr zurück zu nehmen, sollte er gefunden werden und eine Dame vom Jugendamt ist unterwegs, um ihn in ein sogenanntes „Jugendasyl“ zu verfrachten. Kein Wunder also, dass er abgehauen ist. Aber so geht’s ja nun nicht. Einfach weg zu laufen. Tse! Also wird die Suche fortgesetzt. Sam und Suzie machen es den Verfolgern nicht leicht, denn sie sind selbst ganz gut mit den Gegebenheiten der Insel vertraut.

Gleich vorweg: Dies ist der beste Film, den ich von Wes Anderson gesehen habe. Nie hat er den Stil so konsequent durch gezogen. Selten waren seine Filme ähnlich komplex. Oft musste man sich mit skurrilen und schwer zu deutenden Bildern auseinander setzen. Diesmal nicht. „Moonrise Kingdom“ ist nahezu perfekt. Der gesamte Film wurde nicht nur analog, sondern auch noch mit 40 Jahre alten Kameras gedreht, wodurch ein einmaliger Look kreiert wurde, der durch detaillierte Kostüme und Kulissen noch verstärkt wird. Dazu wurden unglaublich komplexe Figuren geschaffen, die trotz des recht eiligen Erzählstils enorm vielschichtig sind. Keine Figur entspricht irgendwelchen oberflächlichen Schablonen, selbst, wenn sie nur kurze Minutenauftritte haben. Bruce Willis zum Beispiel. Noch nie habe ich ihn derart überzeugend gesehen. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass dieser Mann noch so spielen kann. Auch die beiden Hauptdarsteller Jared Gilman und Kara Hayward glänzen überragend. Der Grund für diese überzeugenden Figuren liegt in der Geschichte. Die ist auf herrlich schlichte Weise und nicht ohne eine gewisse Naivität angelehnt an große Klassiker der Tragödie. Zwei Außenseiter, die durch diese Gemeinsamkeit ihre Liebe zu einander entdecken, die natürlich nicht toleriert werden kann, ergreifen die Flucht vor dem alten Leben. Unerbittlich werden sie gejagt und immer wieder in ihre alten Zwänge zurück gedrängt. Kommt einem natürlich sehr bekannt vor. Und Wes Anderson packt diese Motive in eine Art Kinderwelt und lässt seine Protagonisten diese spannende Abenteuer erleben. Manches erinnert an Spiele, die man als Kind gespielt hat, in denen die Fantasie keine Grenzen kannte und man sich stundenlang in imaginäre Abenteuer stürzte.

„Moonrise Kingdom“ ist ein echter Augenöffner. Herrlich skurril, aber nicht chaotisch. Tragisch, aber stets mit einem Augenzwinkern. Viellschichtig, aber ohne Pathos. Es ist eine Verbeugung vor der Kindheit und einer alten Welt, die es früher mal gegeben hat, die jetzt nur noch in der Fantasie existiert. Und in diesem Film.

Moonrise Kingdom (USA, 2012): R.: Wes Anderson; D.: Bruce Willis, Edward Norton, Kara Hayward, u.a.; M.: Alexandre Desplat; Offizielle Homepage

In Weimar: lichthaus

Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, 12:00 bis 13:00 Uhr auf Radio Lotte Weimar.

Dienstag, 26. Juni 2012

Vorschau Sommer 2012

Es ist Sommer. Die Jahreszeit, in der man draußen ist, wenn die Sonne scheint und wenn es regnet, geht man ins Kino. Und jedes Jahr aufs Neue kommt die Frage auf, ob es das Kino verdient hat, lediglich zur Schlechtwettervariante degradiert zu werden.
An dieser Stelle werfen wir also einen Blick auf die kommenden Monate, und schauen, welche der heiß ersehnten Blockbuster wirklich mehr taugen, als nur den Regenschirm zu ersetzen.

The Amazing Spider-Man
Vom kreativen Standpunkt aus gesehen, ist die Filmwelt in einem Kellerloch angekommen. Es wird nämlich nichts Neues mehr gemacht, sondern es wird fortgesetzt, geremaket, rebootet und adaptiert, was das Zeug hält. Spider-Man wurde vor 10 Jahren verblüffend umgesetzt von Sam Raimi. Der ehemalige Splatter-Film-Regisseur nahm sich die Comics zur Brust, suchte sich die besten Versatzstücke heraus, versah das ganze mit einer zeitgemäßen Optik und erfand spontan noch eine neue Kameraperspektive, durch die der Zuschauer regelrecht mitgerissen wurde, wenn sich Spidey durch New Yorks Häuserschluchten schwang. Der zweite Teil übertraf den ersten und der dritte Teil war doof. Trotzdem wurde wahrscheinlich enorm viel Geld verdient. Nun hat sich Sony entschlossen, dass es Zeit für einen neuen Spider-Man wäre. Fünf Jahre ist es erst her, dass Spider-Man 3 gelaufen ist und weder Raimi noch die Hauptdarsteller Tobey Maguire und Kirsten Dunst waren bereit für einen vierten Teil. Sony wollte doch aber so gerne den neuen Spider-Man. Also entschloss man sich, ein Reboot des Ganzen zu machen. Neuer Regisseur, Neuer Hauptdarsteller und alles auf Anfang.
„The Amazing Spider-Man“ soll düsterer und härter werden und man soll sich überhaupt nicht an die Raimi-Filme erinnert fühlen, wenn man diesen Film sieht. Die Trailer lassen da schon was anderes vermuten. Es wird nicht wirklich etwas Neues geben, außer vielleicht einen neuen Schurken. Alles andere hat man schon gesehen. Der erste Trailer zum Film versprach eine aufregende neue Perspektive. So sah man eine Sequenz aus der Ego-Perspektive von Spidey, wie er durch die Gegend hüpfte. Das entpuppte sich als billige Kopie aus dem Videospiel  „Mirrors Edge“ und die Perspektive wurde ganz schnell wieder aus dem Konzept gestrichen. In der Tat weiß ich nicht, warum dieser Film gedreht wurde, geschweige denn, warum man sich den neuen Spider-Man ansehen sollte. Das Motiv ist zu offensichtlich und langsam kommen selbst die ganz unbedarften Zuschauer dahinter, dass es sich hierbei um ganz plumpe Geldmache handelt.

Prometheus
Ridley Scott hat einen neuen Science-Fiction-Horror-Film gemacht. Mit „Alien“ kreierte er 1979 einen Meilenstein der Filmgeschichte. Die Atmosphäre und die Spannung waren einmalig und das von H.R. Giger entworfene Alien gilt als eines der berühmtesten Filmmonster aller Zeiten.
Selbst die Fortsetzungen, die rund um die Geschichte von Ripleys Kampf gegen den Xenomorph entstanden sind, waren durchweg gelungen und prägten jeweils ihren ganz eigenen Stil. Scott muss etwas wehmütig geworden sein in den letzten Jahren. Derzeit arbeitet er an einer Fortsetzung von „Blade Runner“ und demnächst startet nun endlich auch bei uns „Prometheus“
In diesem Film wird eine quasi Vorgeschichte erzählt. Wissenschaftler finden auf der Erde merkwürdige Relikte. Zusammengesetzt ergeben sie eine Sternkarte mit Koordinaten. Also wird ein Raumschiff zu diesen Koordinaten geschickt, denn man geht davon aus, dass die Schöpfer der Menschen eigentlich von einem anderen Planeten kamen und nun rufen sie ihre Kinder zurück. Dieser leicht esoterische Touch bringt viel Kopfkino in die Sache, denn natürlich findet die Crew der Prometheus nicht das, was sie finden wollten.
Das größte Problem dieses Films wird sein, dass man ständig auf Elemente aus den „Alien“-Filmen warten wird. Und wenn die nicht kommen, ist die Enttäuschung bestimmt riesengroß. Deshalb sei hier geraten, den Film vollkommen autark zu sehen und dann wird man belohnt mit einem spannenden, harten und absolut sehenswerten  SciFi-Kracher.

The Dark Knight Rises
Über keinen anderen Film wurde während der letzten Monate so viel berichtet, wie über Christopher Nolans Abschluss seiner Batman-Reihe.
Ich habe Anfangs jedes kleine Bild und Trailerchen aufgesaugt und habe mittlerweile aber dicht gemacht. Ich will nicht noch mehr erfahren. Ich will nicht dem Hype erliegen, der Erwartungen schürt, die unmöglich erfüllt werden können, egal, wie gut dieser Film auch sein wird. Ich werde den Film einfach sehen, wenn er da ist. Zur Story weiß man sowieso fast nichts. Außer, dass Bane in die Stadt kommt, alles in Schutt und Asche legt und Batman vor der absolut größten Herausforderung seiner Superheldenkarriere steht. So gesehen ist es die absolute 0815-Story, aber Chrisopher Nolan ist bekannt für seine komplex und clever konstruierten Plots, sodass es ganz sicher einige überraschende Wendungen geben wird. Der Stil wird wahrscheinlich ähnlich sein, wie im Vorgänger. Es wird also sehr stark auf Realismus getrimmt sein, wodurch die Actionszenen um so spektakulärer werden. Erfahrungsgemäß sind dritte Teile einer Serie oft die schlechtesten. Und ich hoffe inständig, dass Nolan diese Regel zu brechen vermag. Die Trailer sehen jedenfalls fantastisch aus und man darf getrost davon ausgehen, dass dieses Niveau auch  auf Spielfilmlänge gehalten werden kann.

Es gibt noch ein paar Filme, die weniger große Rahmen benötigen, aber trotzdem enorm sehenswert sind.
„Liebe“, der neue Film von Michael Haneke, handelt von einer alten Frau, die stirbt. Zwei Stunden lang! Haneke ist ein Meister der Subtilität, aber wenn einem die Erkenntnis trifft und die Botschaft des Filmes erreicht, ist es, als ob man einen Amboss vor den Kopf bekommt.
„The Cabin in The Woods“, der neue Film von „Cloverfield“-Regiessuer Drew Goddard fängt an, wie ein ganz gewöhnlicher Teenie-Horror. Eine Gruppe von Kids fährt in den Wald in eine einsame Hütte, um dort ein wildes Wochenende zu verbringen. Doch dann geschehen merkwürdige Dinge. Und dann geschehen wirklich merkwürdige Dinge. Ganz im Ernst, kein Mensch weiß, was da passiert, aber es sieht unglaublich cool aus. Das ist ein Film, der dich ohne Skrupel an die Hand nimmt und dich ungebremst in die Schlucht führt, nur um dich kurz aufzufangen und dann in eine Schlangengrube zu werfen. Genug der Metaphern! Angucken!
„We need to talk about Kevin“ - Eigentlich sollte die Verfilmung von Lionel Shrivers Sozialshocker gar nicht in Deutschland laufen. Der ursprüngliche Bundesstart sollte der 26. April sein – dem Jahrestag des Erfurt-Amoklaufs. Keine Chance für einen Film dieser Thematik. Kein Verleih hatte sich bereit erklärt, den Film überhaupt zu spielen. Man hatte bereits begonnen, sich auf ein reines DVD-Release in Deutschland einzustellen und genau der DVD-Verleih erklärte sich überraschend bereit, doch eine Kinoauswertung zu wagen. Nun ist also ein halbes Jahr später bald soweit und „We need to talk about Kevin“ wird in den deutschen Kinos laufen. Das wird unangenehm werden. Das Thema Amoklauf wurde noch nie derart treffend und gleichermaßen beängstigend thematisiert, wie in diesem Film. Vollkommen wertfrei und mit dickem Fell sollte man sich vorbereiten, wenn man ins Kino geht, um dieses Stück bittere Wahrheit zu sehen.
Der letzte Titel für heute lautet „Cosmopolis“. Dieser Film verspricht all das, was in „Eine dunkle Begierde“ gefehlt hat und noch mehr. Der Film soll vollkommen krank und bitterböse sein, was soviel heißt: David Cronenberg ist wieder da. Na dann...!

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Mittwoch, 6. Juni 2012

Ausgerechnet Sibirien

Der deutsche Film ist ununterbrochen am Ackern. Er muss sich nämlich laufend beweisen. Der deutsche Film genießt bei den meisten Filmfans in Deutschland keinen besonders guten Ruf. Möchtegern-Hollywood will keiner sehen. Gucken wir lieber die echten Blockbuster. Manche deutsche Filmemacher wollen auch Blockbuster machen und es kommen so Genrefilme, wie „Hell“ dabei heraus, die sowohl bei Kritikern, als auch Zuschauern baden gehen. Ab und zu funktioniert dann doch mal was. Das hat dann zur Folge, dass die nächsten 50 deutschen Filmproduktionen genau das gleiche machen. Die meisten Filme, die auf Erfolgswellen mit reiten wollen, vergisst man sofort wieder. So wird es wohl auch dem neuen Film von Ralf Huettner ergehen - „Ausgerechnet Sibirien“

Matthias Bleuel wurde gerade geschieden. Er verkauft und verballert alles, was ihn an seine Ehe erinnert, geht joggen und steigert sich förmlich in obskure Hörbücher rein, die von Schamanen und irgendwelchen Dämonen handeln. Außerdem übt er auf seine Kollegen den schwer zu erklärenden Drang aus, ihm unentwegt eine rein zu hauen. Das alles – und noch einiges mehr – bringt Matthias' Chef jedenfalls dazu, ihn nach Sibirien zur Zweigstelle nach Kemerovo, um dort das neue Registratursystem des Versandhandels für Klamotten ein zu richten, für den Matthias arbeitet.
Der will natürlich nicht dort hin, hat aber keine andere Wahl. Nach einer langen Reise, steht Matthias mitten in der Pampa vor einem regelrechten logistischen Albtraum. Nichts läuft, wie es laufen soll, die russischen Mitarbeiter trinken unentwegt Wodka und die russischen Computer akzeptieren die neue Registriersoftware nicht. Vollkommen frustriert besucht Matthias einen Wochenmarkt und sieht dort den Auftritt einer Kehlkopfsängerin. Der Gesang verzaubert ihn sofort und alles ändert sich.

Nach „Vincent will Meer“ hat Ralf Huettner eigentlich alle Möglichkeiten gehabt. Dieser Film war nämlich einer jener seltenen Fälle, die etwas neues und sehenswertes einbrachten. Zudem erzählte er eine rührende Geschichte und blieb im Gedächtnis haften.
„Ausgerechnet Sibirien“ nun ist weder innovativ, noch sehenswert. Viel mehr strotzt der Film nur so vor Stereotypen. Es gibt die typischen, russischen Flugzeuge, die nicht da hin fliegen, wo sie hin sollen. Es gibt die typischen russischen Autos, die selbst die kleinste Strecke nicht absolvieren, ohne, dass es einen Motorschaden gibt; es gibt typische russische Mamas und typische, russische Papas. Vergammelte Häuser, olle Klamotten und Wodka.
Sobald der Deutsche da ist, kommt eine Frau, die ihm einen Haufen Geld bietet, wenn er sie heiratet, weil das die einzige Möglichkeit ist, an einen deutschen Pass zu kommen. Der Dolmetscher, der perfekt Deutsch spricht, ist natürlich schwul, weshalb es ständig Stress mit seinem Vater gibt. Dieser ganze klischeebehaftete Haufen überschüttet eine Hauptfigur, die nicht nur gesichtslos erscheint, sondern deren gesamte Motivation überhaupt nicht nachvollziehbar ist. Die Geschichte erzählt vom Mut, sein Leben zu verändern. Matthias Bleuel verändert sich aber gar nicht, sondern bleibt den ganzen Film über der ebenso typisch deutsche Arsch. Die Sache mit dem Kehlkopfgesang wäre noch interessant gewesen, wird aber von der völlig unpassenden Schamanenthematik übertönt. Unpassend sind im Übrigen auch die psychedelisch gedachten Kurzauftritte von Alexej Leonow in seinem aufgeblähtem Raumanzug. Die Bedeutung dieses Bildes hat sich mir leider überhaupt nicht erschlossen.

„Ausgerechnet Sibirien“ ist nicht mehr, als ein klischeehafter, vorhersehbarer, kitschiger und oberflächlicher Schatten eines guten  Filmes. Das einzige, was begeistern konnte, waren die schönen Landschaftsbilder, aber die kann man auch sehen, wenn man sich einen Bildband über Südsibirien bestellt. Das war nix!

Ausgerechnet Sibirien (D, RU, 2012): R.: Rald Huettner; D.: Joachim Krol, Katja Riemann, Vladimir Burlakov, u.a.; M.: B-Zet & Ralf Hildenbeutel; Offizielle Homepage

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Montag, 4. Juni 2012

Men in Black 3

Gesetzmäßigkeiten. Alles basiert auf ihnen. Auch Hollywood folgt Regeln und Gesetzmäßigkeiten, die sich immer wieder bestätigen. Eine von ihnen besagt, dass wenn man glaubt, wirklich alles zu kennen und denkt, man kann sich nicht mehr überraschen lassen, dann kommt die Überraschung am dicksten.
Es hat wirklich niemand so recht glauben wollen, dass zehn Jahre nach dem mäßigen letzten Film, der dritte Teil der Men-in-Black-Reihe noch funktionieren könnte. Ich habe das am aller wenigsten geglaubt. Trotz oder wegen all der Skepsis habe ich den Film gesehen und wurde – wie sollte es anders sein? - angenehm überrascht.

Als wäre die Zeit stehen geblieben, machen die beiden Specialagents K und J genau das gleiche, wie vor zehn Jahren. Sie arbeiten für eine  Behörde, die das Leben von zahlreichen außerirdischen Gästen auf der Erde koordiniert, ohne dass die Menschen etwas davon mitbekommen. Der ein oder andere Gast hält sich nicht an die Regeln und bekommt dann Besuch von den Agenten. Das Alien Boris (die Bestie) ist sogar ein richtig böser Junge und Verbrecher und sitzt auf dem Mond in einer eigens für ihn errichteten Haftanstalt. Dort gelingt es ihm tatsächlich, auszubrechen und zur Erde zurück zu kehren. Hier will er Rache an K nehmen, der ihm vor vielen Jahren in den Knast gebracht und ihm obendrein noch einen, seiner widerlichen Arme abgeschossen hat. Um seine Pläne zu verwirklichen, reist Boris in die Vergangenheit und ändert die Geschichte. Plötzlich ist K seit 40 Jahren tot, J ist alleine und eine große Invasion steht bevor. J entschließt sich, selbst in die 60er zurück zu reisen, um dort alles wieder in Ordnung zu bringen. Dort trifft er allerdings nicht nur auf eine jüngere Version von K, sondern auch auf die jüngere und doppelarmige Version von Boris.

„Men in Black“ war immer irgendwie witzig. Die Idee, dass es auf der Erde nur so vor Außerirdischen wimmelt, und wir davon gar nichts mitbekommen, war faszinierend, die Witze und vor allem die Viecher waren cool. Der zweite Teil entsprach genau dem Muster vieler uninspirierter Fortsetzungen. Ein billiger Aufguss mit noch mehr Viechern und noch mehr Gags und einer ziemlich bescheuerten Story. Das ganze crashte auch entsprechend konsequent an den Kassen. Das Franchise schien erledigt und bis vor Kurzem, hat dem ganzen auch keiner eine Träne nach geweint.
Nun weiß kein Mensch, warum Barry Sonnenfeld und Will Smith ausgerechnet jetzt, nach so vielen Jahren einen dritten Teil gemacht haben. Was auch immer sie sich dabei gedacht haben, es ist besser als erwartet, besser als der zweite Teil, ja sogar besser, als alles, was Sonnenfeld in den letzten Jahren produziert hat („Die Chaoscamper“, „Ganz schön schwanger“).
Die Story wurde tatsächlich sinnvoll erweitert und das Zeitreiseelement mag klischeehaft sein, aber wirkt nicht aufgesetzt. Lustige Einfälle bauen eine glaubhafte Umgebung und stellen die 60er überzeugend dar. Neben zahlreichen netten Gags, ist vor allem der Auftritt von Andy Warhole ein echtes Highlight. Hier beweist auch Will Smith wieder enorm viel komödiantisches Talent, ohne es zu übertreiben. Die Story wurde im zweiten Teil arg kompliziert erzählt. Hier weicht das einer passenden Komplexität, die im Rahmen bleibt. Eigentlich kann ich nichts finden, um wirklich zu meckern; es ist einfach lange genug her, dass ich in diesem Universum war. Vielleicht ist das das Geheimnis der ganzen Fortsetzungsgeschichten. Die meisten Filme warten einfach nicht lang genug.

„Men in Black 3“ hat es tatsächlich geschafft, eine coole, sinnvolle und vor allem würdige Fortsetzung zu meistern. Wer den ersten Film mochte, wird hier seine wahre Freude haben, ohne das Gefühl zu haben, den selben Film noch einmal aufgewärmt zu sehen, wie das beim zweiten Teil der Fall war. Die jüngeren Zuschauer werden wahrscheinlich ein wenig Probleme haben, in die Story ein zu tauchen. Denen wäre angeraten, das Original von 1997 zu erst zu sehen, den zweiten Teil von 2002 auszulassen und dann ins Kino zu gehen.

Men in Black III (USA, 2012): R.: Barry Sonnenfeld; D.: Will Smith, Tommy Lee Jones, Josh Brolin, u.a.; M.: Danny Elfman; Offizielle Homepage

In Weimar: CineStar

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