Mittwoch, 26. Januar 2011

Black Swan

Vor zwei Jahren entführte uns Darren Aronofsky hinter die Kulissen des Wrestlings. Mickey Rourke bot als „The Wrestler“ ein intensives Drama, in einer Welt, die dem normalen Menschen gänzlich unbekannt ist. Aronofsky bleibt auf vertrautem Terrain und gewährt uns nun in „Black Swan“ regelrecht heimlich Blicke in die Welt des Balletts.

Nina ist in der New Yorker Ballett Company und zur neuen Spielzeit soll es eine Inszenierung des Schwanensees geben. Der Spielleiter Thomas hat großes vor. Als erstes schmeißt er seinen Star Beth aus der Gruppe und gibt dann bekannt, dass eine Tänzerin sowohl den weißen, als auch den schwarzen Schwan tanzen soll. Nina ist natürlich nicht die einzige, die sich für diese Rolle interessiert. Doch obwohl sie eine sehr gute Tänzerin ist, ist sie oft zu unsicher und schüchtern und will immer perfekt sein. Für sie ist klar, dass sie die Rolle nie bekommen wird. Dann kommt die große Überraschung: Nina soll beide Parts tanzen und beginnt sofort mit den Proben. Doch Thomas ist nicht zufrieden mit ihr. Für den schwarzen Schwan fehle ihr das Feuer und die Leidenschaft. Unter dem großen Druck, dem Nina ausgesetzt ist, steigert sie sich immer mehr in ihre buchstäbliche Metamorphose zum schwarzen Schwan.

Hier ist er. Der erste große Film in diesem Jahr. Darren Aronofsky wird seinem Ruf erneut gerecht und im Vorfeld gab es kaum Möglichkeiten, einen sicheren Eindruck von dem Film zu gewinnen. Weder Trailer, noch Plakate, noch sonstige Werbemittel gaben echten Aufschluss, worum es denn nun überhaupt gehen sollte. So ähnlich lief das damals bei „The Wrestler“ auch. Bis auf ein sehr schönes, aber nichtssagendes Plakat und der Information, wer die Hauptfigur spielt, stand man ziemlich im Regen. Das übliche Spiel aus Spekulationen, Mutmaßungen, Skepsis und Angst und letztendlich die absolute Gewissheit, dass dieser Film ganz sicher nicht so gut sein könne, wie man es sich vorstellt, waren unvermeidbar. Wie gesagt: Hier ist er nun. Und kurz gesagt: Es ist toll! Man kann „Black Swan“ nicht richtig genießen. Dafür ist er viel zu aufregend. Trotzdem ist man zwischen Angst und Anmut hin und her gerissen. Die Tanzsequenzen sind allesamt wunderbar inszeniert. Aronofsky spielt mit den unterschiedlichsten Kamerafahrten und zieht dabei sämtliche Register. Die Kamera steht mal still, oder gleitet in ganz sanften Fahrten durch den Ballsaal, nur um dann in wilden Schwenks und Wackelei zu münden, die den Zuschauer direkt auf die Bühne holt und er sozusagen das Gefühl bekommt, selbst mit zu tanzen. Für die Schockszenen werden klassische Mittel sehr wirkungsvoll eingesetzt. Der obligatorische Spiegelschreck funktioniert ebenso gut, wie die Licht-an–Licht-Aus Szene. Abgesehen davon wird ein Großteil der intensiven Atmosphäre, durch die nicht minder intensive Darstellung einer überragenden Natalie Portman erzielt. Ich bin mir sicher, so hat man sie noch nie erlebt und ich höre da die Oscars rufen.

„Black Swan“ ist toll. Er ist spannend, sehr intensiv inszeniert und bietet geradezu intime Blicke hinter die Kulissen des Balletts. Oftmals vermitteln diese Blicke einen eher verstorenden Eindruck. Man fragt sich, wie es kommt, dass Menschen sich solchen Strapazen aussetzen, nur um perfekt zu sein.

Black Swan (USA, 2010): R.: Darren Aronofsky; D.: Natalie Portman, Vincent Cassel, Mila Kunis, u.a.; M.: Clint Mansell; Offizielle Homepage

In Weimar: lichthaus, CineStar

Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.

Samstag, 22. Januar 2011

The Green Hornet

Was darf man erwarten, wenn ein Regisseur, der ursprünglich Musikvideos gemacht hat, plötzlich mit einem schönen Kinofilm begeistert, anschließend einen noch schöneren Film präsentiert, das Ganze mit einem nicht ganz so schönen Film abrundet und sich dann mit einem Superheldfilm zurück meldet, dessen Titel so eindeutig und bekloppt ist, dass er diesmal wenigstens keine noch beklopptere deutsche Übersetzung braucht? Tja...was kann man erwarten?

Britt Reid ist der Sohn des Medienmoguls James Reid. Der ist Besitzer der renommierten Zeitung "Daily Sentinel" und ist schwer enttäuscht von seinem Sohn. Der ist ein Schwächling, feiert am laufenden Band Orgien, ist Comicfan und kümmert sich einen feuchten Kehricht um das Vermächtnis seines Vaters. Eines Tages verstirbt James Reid überraschend an einem Bienenstich und Britt ist plötzlich Besitzer einer Zeitung und einer riesigen Villa. Diese Villa ist voll gestopft mit lauter faszinierender Technik, die der chinesische Mechaniker Kato entworfen hat. Britt kommt plötzlich eine super Idee. Er ist Waise, hat viel Geld und einen Mechanikerbuttler, der obendrein auch noch unglaubliche Kampftechniken drauf hat. Wie Bruce Wayne will er sich in die Nacht stürzen und das Verbrechen bekämpfen. Als "Green Hornet" mischt er zunächst die Kleinkriminellen auf und sorgt damit für Aufmerksamkeit des Gangsterbosses Chudnofsky. Der findet's auch nicht in Ordnung, dass ein kostümierter Spaten seine Drogenlabors zerstört. Außerdem ist er in einer tiefen Sinnkrise und arbeitet stetig an seinem Image und Auftreten. Klare Sache, dass er ab sofort als Bloodnofsky durch die Stadt streift und Angst und Schrecken unter den guten Jungs verbreitet.

Es scheint gerade ein bisschen verbreitet zu sein, dass sich Regisseure nach mehreren Jahren erfolgreicher Arbeit plötzlich ihrer Wurzeln besinnen und der nächste Film gänzlich ungewöhnliche Wege beschreitet. Sam Raimi zum Beispiel: Erst Splatter, dann Spider-Man, dann wieder Splatter. Oder Tom Tykver: Fiebriger Kunstfilm, schneller innovativer, dann langsamer innovativer Film, Big Budget Hollywood Produktion und schließlich wieder fiebriger Kunstfilm. Michel Gondry war ein bekannter Videoclip-Produzent und nutzte seine Fähigkeiten, Bilder zu bauen sehr exzessiv für seine ersten Filme. In "Eternal Sunshine of The Spotless Mind" erzählte er mit großartigen Schauspielern auch noch eine etwas verrückte, aber sehr schöne Geschichte. Mit "The Green Hornet" scheint er beweisen zu wollen, dass er es immer noch als Videoclip-Regisseur drauf hätte, würde er einen Videoclip machen wollen. Der Film ist voll gepackt mit hoch stilisierten Kampfszenen und Verfolgungsjagden. Außerdem wird das Auto des Superhelden auf eine Art und Weise zelebirert, wie es selbst in zünftigen Rapvideos nicht besser hätte gelingen können. Die ohnehin alberne Heldengeschichte wird durch völlig überdrehte und sehr schnelle nichts sagende Dialoge aufgelockert. Der ganze Film fährt allerdings auf einer Schiene, die eher an eine Persiflage des Superheldengenres erinnert. Und davon gabs in der letzten Zeit schon genug. "Superhero Movie"? "Kick Ass"? Da hat man das alles schon gesehen. Trotzdem gibt es Highlights. Besonders die Kampfszenen sind sehr gelungen und machen ziemlichen Spaß, so dass man gar nicht großartig hinterfragen muss, welche Story hinter dieser schicken Actionsequenz steht. Außerdem freut man sich über Christoph Waltz. Er spielt als Chudnofsky eine Mischung aus Waltz, Jelzin und Hans Landa und seine Auftritte sind wirklich lustig.

"The Green Hornet" ist nichts Neues, nichts Besonderes, nichts Anspruchsvolles. Platte Dialoge, sinnlose Handlungsumschwünge und obendrein nervt Comedy Star Seth Rogan total. Leider hält er die gesamten eineinhalb Stunden nicht einmal die Klappe. Trotzdem kann man sich amüsieren. Die Devise lautet hier eindeutig: Hirn aus! Green Hornet an!

The Green Hornet (USA, 2011): R.: Michel Gondry; D.: Seth Rogan, Cameron Diaz, Christoph Waltz, u.a.; M.: James Newton Howard; Offizielle Homepage

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Donnerstag, 13. Januar 2011

Meine Frau, unsere Kinder und ich

Die lieben Schwiegereltern. Gefürchtet! Verhasst! Unumgänglich! Und in Wirklichkeit ganz oft gar nicht so schlimm. Das Bild der tyrannischen und missmutigen Schwiegereltern ist doch bloß ein Klischee und wurde nicht zu Letzt durch unzählige Hollywoodschnulzen erst geprägt. Und das weiß man als aufgeklärter Kinokonsument natürlich auch. Ein Grund mehr, sich beim neuen Film von Paul Weitz „Meine Frau, unsere Kinder und ich“ beherzt amüsieren zu dürfen.

Greg hat schon zwei Hürden genommen. Erst hat er die erste Begegnung mit dem Vater seiner Liebsten Pam überstanden und dann noch das Treffen der beiden Elternpaare mit Bravour gemeistert. Jetzt gilt es nur noch, eine letzte Probe zu bestehen: Kann Greg das Familienoberhaupt werden, sollte Jack irgendwann nicht mehr unter ihnen weilen? Die Anzeichen, dass es bald soweit sein könnte, verdichten sich, denn Jack leidet unter Herzrhythmusstörungen. Es steht nun der fünfte Geburtstag der kleinen Fockerzwillinge an und es soll ein rauschendes Fest geben. Zu diesem Fest reisen sämtliche Familienmitglieder an. So auch Jack und seine Frau Dina. Jack nutzt natürlich jede Gelegenheit, sich in die Erziehung der Kinder einzumischen. Außerdem scheint seine reine Anwesenheit schon dafür zu sorgen, Greg zu verunsichern und so kommt es zu zahlreichen Missverständnissen voller Frust und Eifersucht. Viel muss Jack gar nicht dafür tun, denn Greg scheint sich oft mit der jungen Pharma-Vertreterin Andi zu treffen. Wieder einmal also muss sich Jack beweisen und viel Blut und Wasser schwitzen, um es schließlich zu einem Happy-End kommen zu lassen.

Vor 11 Jahren trat Robert De Niro zum ersten Mal als CIA-Agent außer Dienst und Vater der liebreizenden Pam Byrnes auf. Er selbst musste in dieser Komödie nicht sonderlich lustig sein, denn Ben Stiller als ausgemachter Comedian reichte vollkommen aus. Dieser Gegensatz machte den hohen Unterhaltungswert in einem ansonsten eher durchschnittlichen Film aus.Die Story war nicht besonders originell, die Dynamik entsprach auch eher einem Familiendrama, als einer schnellen Komödie und Ben Stiller konnte ich eigentlich noch nie leiden. Trotzdem war man amüsiert und bestens unterhalten. Im zweiten Teil wurde noch eins drauf gesetzt und Dustin Hoffman und Barbara Streisand als Eltern von Greg ins Boot geholt. Diese beiden sehr guten Schauspieler in derart sympatischen Rollen zu sehen, hat ebenfalls sehr großen Spaß´gemacht und die alberne Geschichte drumherum war eigentlich vollkommen egal. Was kann denn nun der dritte Teil bieten, außer eben einen Aufguss der vorhergehenden Filme? Um es kurz zu machen: Nichts! Wie nicht anders zu erwarten, wird das ursprüngliche Konzept nahezu unverändert ein drittes Mal aufgerollt. Es ist also nicht verwunderlich, dass der Film nicht so recht in Fahrt kommen will. Auch die kurzen Auftritte der beiden Focker-Eltern können darüber nicht hinweg täuschen. Die Story ist noch alberner, als vorher und die Fettnäpfchen, in die Greg ständig stapft sind peinlicher denn je. Überraschenderweise war ich weder gelangweilt, noch enttäuscht und habe „Little Fockers“ ganz unbewusst und heimlich genossen und anschließend als unterhaltsamen Nonsens abgehakt. Mehr will und kann dieser Film auch gar nicht wollen. Es gibt ein paar kleine, nette Dialogfetzen, den ein oder anderen tatsächlich lustigen Gag und gleichermaßen albernes, wie auch clever eingebundenes Der-weiße-Hai-Zitat.

„Meine Frau, unsere Kinder und ich“ ist nichts besonderes.So, wie die vorigen Teile der Serie auch schon. Es ist seichte Unterhaltung, die niemanden weh tut und einen manchmal sogar schmunzeln lässt. Das bei mir zu schaffen, ist schon ganz schön schwer. Mehr Lob geht also eigentlich gar nicht.

Little Fockers (USA, 2010): R.: Paul Weitz; D.: Ben Stiller, Robert De Niro, Dustin Hoffman, u.a.; M.: Stephen Trask; Offizielle Homepage

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Donnerstag, 6. Januar 2011

Die Chroniken von Narnia - Die Reise auf der Morgenröte

Traditionen fetzen. Vor allem dann, wenn man sie selbst geprägt hat. So widme ich mich heute zur ersten Rezension des Jahres einem Film, der eher für die jüngeren Zuschauer gedacht ist, zumindest aber für jene, die sich nicht scheuen, fremde Welten zu besuchen und dort packende Abenteuer zu erleben.

Aller guten Dinge sind drei. Nachdem wir die vier Geschwister Peter, Susan, Edmund und Lucy am Ende vom zweiten Teil der Narnia Saga wieder glücklich in die reale Welt verabschiedet haben, sind wir jetzt wieder an der selben Stelle angelangt. Edmund und Lucy leben bei ihrem Onkel, während der Rest der Familie in Amerika ist. Irgendwie hat das noch was mit dem Krieg zu tun. Jedenfalls sind beide frustriert und wünschen sich nichts sehnlicher, als wieder nach Narnia zurück kehren zu dürfen. Ganz serientypisch wird ihnen dieser Wunsch prompt erfüllt. Ein Bild läuft plötzlich aus und ratzfatz sind unsere kleinen Freunde auf der Morgenröte, dem besten Schiff Narnias. An Bord befindet sich König Kaspian auf dem Weg zu den einsamen Inseln, um dort die sieben Lords aus dem Exil abzuholen. Denn in Narnia herrscht Frieden und die altehrwürdigen Herren müssen sich nicht länger verstecken. Auf den Inseln angekommen stellt sich heraus, dass hier etwas abgrundtief Böses am Werk ist. In Form eines grusligen Nebels erscheint es und entführt wahllos harmlose Bürger. Logisch, dass unsere tapferen Freunde etwas dagegen unternehmen müssen. Man macht sich also auf die Suche nach den sieben Schwertern der Lords, um nun auch wirklich den letzten Rest Böses aus der Schönwetterwelt Narnia zu tilgen.

"Die Chroniken von Narnia" hatten es schon immer schwer. Im Schatten von "Herr der Ringe" und "Harry Potter" wagte es diese verhältnismäßig unbekannte Buchverfilmung auf die große Leinwand. Nicht nur, dass die Bücher von C.S. Lewis kaum jemand kannte, der Film verzichtete nahezu komplett auf bekannte Namen und Schauspieler. Stattdessen sehen wir massenhaft computeranimiertes Viehzeugs, das neben den vier Jungspundschauspielern irgendwie zu künstlich und aufgesetzt wirkt. Auch im dritten Teil, der wieder nur wenige Wochen nach dem vorletzten Harry Potter startete, sind diese grundlegenden Probleme nicht getilgt. Neben zahlreichen logischen Schnitzern und Dialogschwächen merkt man auch der Morgenröte an, dass die Buchvorlage nur wenige Seiten umfasst. Ständig werden völlig belanglose Passagen enorm in die Länge gezogen, um die eigentlich relativ dicht gesäten Handlungsschwerpunkte zu verbinden. Trotz allem wird bis zum Schluss übrigens eine ganz gewichtige Frage gar nicht beantwortet. Nämlich, warum die Erdenkinder überhaupt wieder nach Narnia kommen konnten, obwohl dort doch Frieden herrscht und sie vor allem niemand gerufen hat. Die Antwort könnten wohl nur Fox und Disney liefern.

"Die Reise auf der Morgenröte" ist - ich kann es einfach nicht anders sagen - zum abgewöhnen. Furchtbare Dialoge, eine gequälte Story und eine angestaubte Optik mit weniger zeitgemäßen Speziialeffekten als in Nachrichtensendungen im Privatfernsehen. Auch wenn ich es dieser relativ kleinen Serie echt gegönnt hätte, ist hier also die ausdrückliche Empfehlung auszusprechen, den Film nicht zu sehen.

The Chronicles Of Narnia – The Voyage Of The Dawn Treader (USA, 2010):
R.: Michael Apled; D.: Georgie Henley, Skandar Keynes, Ben Barnes, u.a.; M.: David Arnold; Offizielle Homepage

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Dienstag, 4. Januar 2011

Monsters

Es liegt in der Natur der Sache, dass unvorhergesehene Dinge immer dann passieren, wenn am wenigsten damit rechnet. Zunächst wurde dieser Asteroid entdeckt, der da durch unser Sonnensystem streift. Natürlich wollten wir ihn erforschen. Wer weiß, wo er herkam. Wie konnten wir denn ahnen, was mit der Raumsonde geschehen würde. Es gab eine Kollision und die Sonde flog beschädigt zur Erde zurück. Dort stürzte sie dann in einem Gebiet zwischen den USA und Mexiko ab. Ab da wurde alles anders. Dieses Gebiet veränderte sich. Die Pflanzen sahen anders aus; sie rochen anders. Menschen verschwanden und die Regierungen machten ein großes Geheimnis daraus. Dieses Gebiet, welches stetig wächst, gilt als die infizierte Zone...

Andrew ist Fotograf und ist nach Mexiko gereist, um Gerüchten nach zu gehen, wonach in der infizierten Zone riesige Kreaturen gesichtet worden seien. Bisher hat es noch niemand geschafft, ein Foto oder ein Video anzufertigen, auf dem man etwas erkennen konnte. Kaum dort angekommen erhält er von seinem Verleger den Auftrag, dessen Tochter aus einem Krankenhaus abzuholen. Sie ist bei einem Angriff der Kreaturen verletzt wurden und Andrew soll sie nun in die USA nach Hause bringen. Das ist gar nicht so einfach, denn die Regierungen haben eine groß angelegte Evakuierung der umliegenden Gebiete gestartet und die Reisemöglichkeiten schwinden. Bald entschließen sich Andrew und Samantha für den einzig möglichen, aber gleichzeitig auch gefährlichsten Weg durch die infizierte Zone.

Willkommen bei „Monsters“, der wohl größten Filmüberraschung des Jahres. Kein Film wurde in den letzten Monaten mehr gehypt. Gleichzeit stiegen Skepsis und Befürchtungen, hier nur Aufgewärmtes serviert zu bekommen. Wackelkamera und Dokustyle hatten wir schon bei Cloverfield. Komische politische Verstrickungen mit Aliens gab's bei District 9 auch schon. Was kann mir dieser Film also bieten? Das tolle an „Monsters“ ist seine unglaublich dichte Atmosphäre, die keinerlei Zusatz mehr bedarf. Durch die Stimmung an sich kommt Spannung auf, ohne dass sie durch konstruierte und überflüssige Storyeinsätze aufgepeppt werden muss. Die Spannung steigt ins schier unerträgliche, wenn es nachts wird. Man sieht nahezu nichts, weiß aber gleichzeitig gar nicht genau, ob man überhaupt mehr sehen will. Außerdem ist „Monsters“ in erster Linie ein Drama. Hat man einen reißerischen Actionfilm erwartet, wird man enttäuscht. Monsters berichtet ganz behutsam und langsam von einer Situation, die eigentlich sehr authentisch ist und in der wahren Welt gar nicht so anders aussieht. Hier greift das Rezept, welches auch schon bei Neill Blomkamps District 9 funktioniert hat. Die politische Message wird hinter einer clever konstruierten Metapher versteckt und dadurch transportiert.

„Monsters“ ist ein Kunstwerk. Es ist bedrückend, faszinierend, unglaublich spannend und arbeitet mit tollen Bildern. Sicher kein Jahrhundertfilm, aber sehenswert, zumal es zum Nachdenken anregt und sehr treffend auf real existierende Missstände hinweist. Mehr davon.

Monsters (USA, 2010): R.: Gareth Edwards; D.: Whitnes Able, Scoot McNairy; M.: Jon
Jopkins; Offizielle Homepage

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Nowhere Boy


Was haben Mozart, Ray Charles und Johnny Cash gemeinsam? Ja, richtig! Sie waren Musiker, aber das meinte ich jetzt gar nicht. Was? Ja, auch richtig. Sie waren auf ihrem speziellen musikalischem Gebiet Pioniere und Wegbereiter. Aber auch das meinte ich nicht. Ich meinte viel mehr...Was jetzt? Hä? Ja. Verdammt nochmal. Ich weiß selbst, dass sie alle eine spannende und bewegende Lebensgeschichte hatten. Deshalb wurden diese Lebensgeschichten ja auch alle aufwändig und erfolgreich verfilmt. Verflucht! Das war es, worauf ich hinaus wollte. Und jetzt ganz platt die Kurve kriegen: Mit John Lennon hamses jetzt genauso gemacht. Pöh!

John ist 15 Jahre alt und lebt in Liverpool. Er geht zur Schule, lebt bei seiner Tante und seinem Onkel, weil irgendwas mit seiner Mutter ist bla bla...Außerdem ist John voll der Rebell und verstößt, wo er nur kann gegen alle Regeln Bla Bla...Eines Tages trifft er seine echte Mutter, die ihm dem Rock'n'Roll nahe bringt...Bla Bla...Dann sieht er eines Tages Elvis im Kino und wünscht sich nichts sehnlicher, als wie Elvis zu sein...Oh mein Gott! Was kommt als nächstes...? John Lennon gründet seine erste Band, die bei Schulbällen spielen darf. Hier trifft er auf den jungen Paul, dessen Mutter gerade gestorben ist, und der ganz viele melancholische Songs geschrieben hat...Ahhhrg!...Mittlerweile zoffen sich Johns Mutter und seine Tante, bei wem er denn nun besser aufgehoben sei? John hält diesen immer größer werdenden Druck einfach nicht stand, und dreht vollkommen durch...

Pünktlich zu Lennons dreißigsten Todestag, startete „Nowhere Boy“ in den Kinos und weltweit wurden Neuauflagen und Special Editions aller John Lennon Alben in die Läden gekarrt. Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Oh, keine Ahnung. Ich wollte es nur mal erwähnen. Möglicherweise ist dies der einzige nutzbringende Effekt des Filmes, denn er ist eigentlich ziemlich schlecht. Auf primitivste Art und Weise wird hier versucht, etwas über John Lennon zu erzählen, dass nichts mit den Beatles zu tun hat. Die Absicht dahinter mag gewesen sein, dass ja eigentlich jeder halbwegs interessierte Mensch die Beatles Story kennt. Regisseurin Sam Taylor Wood konzentriert sich also auf die Beziehung Lennons zu seiner Mutter. Diese Beziehung ist aber eigentlich nicht so super interessant, und wurde für den Film deshalb ordentlich mit Drama und Tragik gewürzt. Das geschieht aber auf eine ganz unerträglich platte Art und all zu oft hat man Seifenoperfeeling. Das merkwürdige Gefühl hält an, wenn man die Schauspieler betrachtet, die John Lennon und Paul McCartney darstellen. Wer auch immer für das Casting verantwortlich war, aber Aaron Johnson ist in jeder Hinsicht eine Fehlbesetzung. Erstens sieht er John Lennon nicht sonderlich ähnlich und zweitens übersteigt es seine jungspundigen schauspielerischen Fähigkeiten, diesen vielseitigen Menschen dar zu stellen. Das gleiche gilt im Grunde für Thomas Brodie Sangster als Paul und Sam Bell als George. Ringo wurde Gott sei Dank gespart...
„Nowhere Boy“ ist in jeder Hinsicht enttäuschend. Es wird der Eindruck erweckt, John Lennons Leben sei bis zur Gründung der Beatles total langweilig und ereignislos gewesen, weshalb man im Film eben diesen Abschnitt mit Drama und Kitsch voll pumpt. Das mag zu Michael Jackson passen, aber doch nicht zu den Beatles. Dass es der Film nicht einmal schafft, auch nur einen Originalsong zu präsentieren, ist für einen Musikfilm besonders schwach. Was? Wie? Wer wagt es? Wie, John Lennon hatte vor den Beatles gar keine eigenen Songs? Wer behauptet hier, es wäre gar kein Musikfilm? Wie bitte was? Was meinst du mit „gar nicht so schlecht...“? Ich soll wohl mal ausrasten? Na warte...

Nowhere Boy (GB / USA 2009): R.: Sam Taylor Wood; D.: Aaron johnson, Kristin Scott Thomas, Ophelia Lovibond; M.: Alison Goldfrapp; Offizielle Homepage

Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.

2011 - Das Jahr nach dem Jahr, in dem wir Kontakt aufnahmen

Nennt es Faulheit und Völlerei. Nennt es Müßiggang und Desintersse. Kineast hat den Jahreswechsel verpennt. Viel gab es sowieso nicht mehr zu tun. Warum also nicht ganz klammheimlich anstoßen und ohne viel Sentimentalitäten das alte Jahr verabschieden und das neue Jahr als das nehmen, was es ist: Ein absolutes Super-Kinojahr. Uns stehen große Filme ins Haus. Hier schon mal drei, auf die ich mich schneeköniglich freue: Tron Legacy, Hereafter und (ganz großes Tennis!) True Grit.
Bevor ich mich den neuen Filmen widme, reiche ich allerdings erstmal die noch austehenden Rezensionen zu "Nowhere Boy" und "Monsters" nach. Viel Spaß damit und auf ein weiteres schönes Jahr mit Kineast.