Freitag, 23. Dezember 2011

Trailerpark - Batman, Beutlins und Aliens

Im letzten Post des Jahres gibt es einen kleinen Trailerpark, denn in dieser Woche gab es gleich drei heiß erwartete Vertreter, dieses einminütigen Vergnügens, welches ja letztendlich doch nur zur Folge hat, dass man sich noch viel mehr auf die Filme freut und die Wartezeit noch schlimmer wird.

Dark Knight Rises



Ich war schon immer Batman-Fan. Lange bevor Christopher Nolans erster Fledermausfilm in den Kinos lief und bevor plötzlich die ganze Welt Joker-Fan wurde. Ich erinnere mich noch, dass ich im zarten Alter von vielleicht 10 Jahren den ersten Film von Tim Burton im Fernsehen bestaunte und irgendwie sofort davon fasziniert war. Seitdem durchlief der dunkle Rächer zahlreiche Entwicklungen. Die unglaublich düstere und doch sehr ernsthaft inszenierte Machart Burtons wurde vom absoluten Gegenteil, nämlich einem knallbunten Stil und lockeren Sprüchen abgelöst. War „Batman Forever“ noch halbwegs ertragbar, ging Joel Schuhmacher mit „Batman & Robin“ komplett baden und man merkte ziemlich schnell, dass kein Publikum der Welt mehr Lust auf trashige 60er Jahre-Ästhetik hatte – zumindest nicht, wenn es um Batman ging. „Batman Begins“ lieferte einen Hoffnungsschimmer und diese Hoffnung wurde mit „The Dark Knight“ erfüllt. Der bisher letzte Film legte die Messlatte und damit die Erwartungshaltung an jegliche Nachfolger enorm hoch. Vor allem aber kann man sicher sein, dass ein derartiger Film nie wieder gelingt. Diese Woche nun erschien der erste offizielle Trailer zu „Dark Knight Rises“, der die Nolan-Trilogie beenden soll. Story-Einzelheiten sind noch nicht bekannt, aber wer sich ein bisschen mit Batman und vor allem den Comics auskennt, kann sich schon denken, was kommt, wenn er einen Blick auf den Cast und die Charaktere wirft. Einer der interessantesten Superschurken überhaupt kommt endlich nach Gotham: Bane. Außerdem gibt es eine neue Catwoman und angeblich spielt die Tchter des Schurken aus dem ersten Teil Talia al Guhl auch eine Rolle. Experten klingeln die Ohren und sofort macht sich ein Wort mit unglaublicher Penetranz und einer Mischung aus Aufregung, Skepsis und Inkontinenz erregender Vorfreude im Kopf breit: „Knightfall!“ Ob und wie es wirklich dazu kommt, erfahren wir wohl wirklich erst, wenn der Film Ende Juli in den Kinos weltweit startet. Bis dahin ist Zittern angesagt und für alle, denen die letzten zwanzig Sätze gar nichts gesagt haben, dringender Nachholebedarf in Sachen Batman-Historie.

Der Hobbit – Eine unerwartete Reise




Peter Jackson tut es wieder. Er nimmt uns auf ein neues Abenteuer mit nach Mittelerde und verfilmt die Vorgeschichte zur Herr-der-Ringe-Trilogie. „Der Hobbit“ berichtet vom ersten großen Abenteuer Bilbo Beutlins. Mit einer Gruppe von Zwergen macht er sich nämlich auf zum einsamen Berg hoch im Norden, um dort einen Drachen aus zu tricksen, um dann wiederum den Schatz zu klauen, den die Echse scharf bewacht. Das Buch gefällt mir persönlich wesentlich besser, als die Bücher zum „Herrn der Ringe“. Es ist eindeutig für etwas jüngere Leser geschrieben und hat einen völlig anderen Stil. Außerdem erleben Bilbo und seine Freunde ein sehr spannendes Abenteuer in dessen Verlauf wirklich alle wichtigen Figuren der früheren Filme eingeführt werden und kurze Auftritte pflegen. Von den alten Bekannten dürfen wir uns auf Gandalf, Elrond, Galadriel und natürlich Gollum freuen, allesamt dargestellt von den Schauspielern, die sie früher bereits mimten. Martin Freeman, den man aus „Per Anhalter durch die Galaxis“ kennen könnte gibt einen überzeugenden Bilbo ab. Abgesehen davon sieht alles genau so aus, wie man es kennt und das ist einfach nur wunderschön. Es ist genau das, was wir alle wollen. Peter Jackson verändert nichts am Stil, oder an der Ästhetik. Alles ist genau, wie in der Trilogie, nur dass eben eine neue Geschichte erzählt wird. Ich freue mich unglaublich auf diesen Film, der in zwei Teilen erscheinen wird und – um die Qual zu vergrößern – in genau einem Jahr starten wird.

Prometheus



Die Alien-FIlme hatten schon immer etwas ganz besonderes an sich. Ich weiß nicht genau, woran es lag. Vielleicht war es der Gedanke, dass trotz all der Faszination, die das große Weltall birgt, etwas dermaßen Gefährliches lauert, dass man am besten keinen Fuß in dieses All setzt. Vielleicht war es die beklemmende Atmosphäre und die unglaubliche Spannung. Vielleicht war es auch diese gewisse Widerwärtigkeit, die das Alien als solches barg. Alle vier Filme waren speziell für sich perfekt. Jeder Film wurde von sehr unterschiedlichen Regisseuren produziert und deshalb waren sie auch so abwechslungsreich. Ja! Auch „Alien Resurection“ zählt für mich dazu, auch wenn ein Großteil der Fangemeinde eben diesen vierten Teil boykottiert. Zugegeben, die Story war ein bisschen an den Haaren herbei gezogen, aber wartet erstmal ab, bis ihr hört, worum es nun gehen soll. Auf der Erde wird ein Signal aus den dem Weltall empfangen. Dieses Signal wird analysiert und es ist klar: Wir sind nicht allein! Ein Schiff wird gebaut und eine Crew zusammengestellt und zu den Ursprungskoordinaten des Signals geschickt. Hier wartet ein fremder Planet, eine bestimmte Alienrasse, von der vermutet wird, dass sie irgendwas mit der Schöpfung der Menschheit zu tun hat und...tja...und was? Ridley Scott hält sich sehr bedeckt, aber er hat bereits bestätigt, dass es am Ende des Films eine eindeutige Brücke zum allerersten Alien-Film geben soll. Das heißt, man wird die Viecher irgendwie sehen, auch wenn im ersten offiziellen Trailer noch nichts davon zu sehen ist. Stilistisch beschreitet man wieder ursprüngliche Pfade. Es wird düster, spannend und schockierend mit unglaublich einprägsamen Bildern. Im August startet das Prequel und bis dahin ist wohl – wie sollte es auch anders sein – Warten angesagt.

Soweit die kleine Trailershow zum Ende des Jahres. Ich gehe jetzt und feiere Weihnachten, was ihr im übrigen auch tun solltet. Und ich wünsche auch viel Spaß dabei, einen guten Rutsch ins neue Jahr und, dass ihr auch 2012 wieder fleißig den Kineasten lest.

-Jan-

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Cheyenne - This Must Be The Place

Die Suche nach dem Sinn des Lebens hat sich schon immer sehr kompliziert gestaltet. Man muss nämlich zunächst heraus finden, nach was man sucht. „42“ mag die Antwort sein, aber wie lautet die Frage? Ihr kennt das Spiel. Man führt ein gut betuchtes Leben, weil man in den 80ern ein erfolgreicher Rockstar war. So erfolgreich, dass man jetzt Langeweile mit einer Depression verwechselt. Plötzlich stellt man fest, dass das Leben nicht so sein muss, wie es ist. Aber eigentlich ist man doch damit zufrieden, wie es ist. Oder? „This must be the place“ Oder?

Cheyenne war offensichtlich noch nie ein besonders lebenslustiger Mensch. Das ist dermaßen offensichtlich, dass es schwer fällt, etwas offensichtlicheres festzustellen. Er hat ein großes Haus, lebt mit seiner Frau zusammen, müsste glücklich sein, ist es aber nicht, weil er deprimierend sein muss. Früher hat er dadurch den großen Wurf gemacht. Hat deprimierende Songs geschrieben und wurde berühmt. Man könnte sagen, er hat Spaß am traurig sein. Andere stellen fest, er hat im Alter von 15 Jahren angefangen, sich zu schminken und hat 30 Jahre später nicht damit aufgehört. Er mag ein komischer Vogel sein, aber tief in seinem Innersten ist Cheyenne ein Kind geblieben, welches sich nie mit den großen Problemen des Lebens auseinander setzen musste, die in den späteren Songs besungen wurden. Das muss er allerdings jetzt nachholen. Sein Vater liegt im Sterben und hat der Nachwelt und seinem Sohn eine unglaublich fordernde Aufgabe hinterlassen. Cheyenne muss nach Amerika reisen und dort einen geflohenen Naziverbrecher aus Auschwitz jagen.

Sean Penn ist ein Schauspieler, der sich zuverlässig aus dem filmischen Abseits von Nebenrolle zu Nebenrolle gehangelt hat. Wenn man ganz genau aufpasst erkennt man zum Beispiel in Brian De Palmas „Carlitos Way“ zwei Dinge. Sean Penn spielt den Anwalt und besten Freund von Carlito und Sean Penn war schon immer ein guter und enorm wandlungsfähiger Schauspieler. Diese Wandlungsfähigkeit wurde 2008 mit einem Oscar für den besten Hauptdarsteller in Gus Van Sants „Milk“ honoriert. Nun setzt er als Cheyenne noch einen drauf. Man kann ein Phänomen beobachten, welches sehr selten in Filmen auftaucht, aber wenn man es erlebt, ist die Begeisterung groß. Sean Penn verinnerlicht die Rolle sehr stark und man gewinnt den Eindruck, er ist Cheyenne, ohne ihn spielen zu müssen. Dieser Eindruck verstärkt sich zum Beispiel, wenn sich Cheyenne mit realen Menschen, wie David Byrne unterhält. Obendrein erlebt Cheyenne eine aufregende aber schöne Geschichte, die sich zu einem waschechten Roadtrip quer durch die USA entwickelt. Er begegnet sämtlichen Menschen, denen man auf so einer Reise begegnen muss, erlebt alle notwendigen Dinge, die so ein Trip braucht. Trotzdem läuft der Film sehr weit fern ab jeglicher Konventlionen. Es ist kein typischer Roadmovie, aber es bietet einen unvergleichlichen Blick auf ein faszinierendes Land mit merkwürdigen aber nicht minder faszinierenden Bewohnern. Diese besondere scheinbar außen stehende Perspektive rührt daher, dass Regisseur Paolo Sorrentino kein Amerikaner ist. Der gebürtige Italiener wagt erstmals einen Blick über die Grenzen seiner Heimat und schafft ein einmaliges und sympathisches Bild und gleichzeitig einen ebenso einmaligen Charakter, der trotz seines schlichten Gemüts unglaubliche Tiefe zeigt.

„Cheyenne – This must be the Place“ macht sich gar nicht erst die Mühe, die Frage nach dem Sinn des Lebens zu suchen, denn schließlich ist die Hauptfigur in New Mexico und nicht in Indien. Abgesehen davon darf man eine der schillerndsten und coolsten Filmfiguren beobachten, die seit langem über die Leinwand gewandert ist. In Verbindung mit der tollen Story ist dieser Film schon jetzt ein unsterbliches Meisterwerk.
Never For Money – Allways for Love

This Must Be The Place (I,GB, USA, 2011): R.: Paolo Sorrentino; D.: Sean Penn, Frances McDormand, Judd Hirsch, u.a.; M.: David Byrne, u.a.

In Weimar: lichthaus

Der Filmblog zum Hören: Im neuen Jahr wieder jeden Donnerstag, 12:25 auf Radio Lotte Weimar.

Montag, 12. Dezember 2011

Die Haut in der ich wohne

Pedro Almodovar ist ein Regisseur, dessen Ruhm irgendwie nicht zu seinen Filmen zu passen scheint. Fans des spanischen Filmemachers lieben seine Filme und können stets kaum die Zeit abwarten, bis sein nächstes Werk erscheint. Die Erwartungen sind immer wieder enorm hoch und man munkelt, diskutiert und fachsimpelt schon lange, bevor irgendjemand den Film überhaupt gesehen hat. Und dann sitzt man endlich im Kino und alles ist anders. Nicht, weil der Film schlecht wäre, oder man enttäuscht ist. Almodovar hat einen so bezaubernden und schlichten Stil, dass man den Eindruck gewinnt, er selbst schere sich gar nicht um die ganze Aufregung, die entsteht, wenn sein neuer Film angekündigt wird. So zumindest ging es mir nun, nachdem ich endlich „Die Haut in der ich wohne“ sehen konnte.

Zur Story will man gar nicht so viel sagen. Eigentlich hat man nur angst, man nehme zu viel vorweg und damit den Spaß derer, die den Film noch nicht kennen. So viel ist klar: Es geht um Robert Ledgard. Er ist Arzt und zählt zu den besten Chirurgen des Landes. In seiner eigenen Klinik behandelt er diskret und gut bezahlt ganz besondere Patienten. Zumindest glaubt das sein Team an Ärzten, die ihm stets bei Nacht und Nebel im isolierten OP assistieren. Seit einiger Zeit hat er nur noch eine Patientin, die das Haus nicht verlassen darf und die stets in einem verschlossenem Zimmer lebt. Niemand weiß, wer sie ist und was Ledgard mit ihr macht. Das Geheimnis droht aufzufliegen, als plötzlich und unverhofft der Sohn der Haushälterin an der Tür steht. Der polizeilich gesuchte Räuber scheint etwas über die Vergangenheit des Doktors zu wissen, was auf keinen Fall an die Öffentlichkeit dringen darf.

Die Geschichte ist schräg und nimmt im Laufe des Films immer merkwürdigere Züge an. Almodovar erzählt stets Geschichten, die zwar komplex sind, aber auch klar einer geraden Linie folgen. Auch, wenn man nun durch das ungewöhnliche Setting zunächst den Eindruck gewinnt, es handele sich um etwas vollkommen neues und man überall mit Schnappatmung liest, Almodovar hätte einen harten Psychothriller gemacht, was ja nun so gar nicht zu dem Spanier passen will, ist eigentlich alles, wie gewohnt. Der Stil, der im wesentlichen durch die einprägsame Bildsprache entsteht, ist typisch für den Regisseur. Es ist toll, mit welcher Leichtigkeit hier Bilder gebaut werden, die ganz beiläufig in die Handlung einfließen. Durch die knalligen Farben und die sehr intensive Musik wird hier ein Gefühl des Bombastischen und Dramatischen geschaffen. Etwas, was die wenigsten Regisseure schaffen, ohne auf moderne, zum Beispiel digitale, Spielereien zurück zu greifen. Almodovar verzichtet nicht nur auf derartiges Werkzeug, er setzt sogar gradezu altmodische Mittel ein, die noch aus den Anfangstagen der Filmgeschichte zu stammen scheinen. Essentielle Botschaften des Films werden nicht durch gesprochene Worte, sondern durch Musik oder eben Bilder vermittelt. Das verpasst auch „Die Haut in der ich wohne“ einen altmodischen Touch, ohne dass es den Film alt macht. Apropos altmodisch: Antonio Banderas sieht mit seinen 51 Jahren immer noch so aus, als wäre er Mitte Zwanzig. Abgesehen davon spielt er den wahnsinnigen Doktor sehr überzeugend und mit einer beängstigenden Intensität.

„Die Haut in der ich wohne“ ist auf gewisse Weise ganz anders und trotzdem ein typischer Almodovar. Spannend ist, dass der Stil, den er bisher stets für ausgewachsene Dramen verwendet hat, auch hier wunderbar funktioniert. Und wenn man genau hinsieht, findet man auch hier die grundlegenden Themen wieder, die er auch sonst abhandelt. Die Frage nach dem Gewissen, danach, wie weit man für die Lebe gehen kann und nicht zu Letzt die Frage nach der eigenen Identität.

La piel que habito (ESP, 2011): R.: Pedro Almodovar; D.: Antonio Banderas, Elana Amaya, Marisa Paredes, u.a.; M.: Alberto Iglesias; Offizielle Homepage

In Weimar: lichthaus

Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr auf Radio Lotte Weimar.