Donnerstag, 29. Juli 2010

Knight and Day

Mal ein Abenteuer erleben. Mal was riskieren. Mal alle Bedenken über Bord werfen und sich einfach hinein stürzen. Mal ins Kino gehen und sich einen Film ansehen, von dem man ganz genau weiß, es ist ein kleines nichts sagendes Filmchen. Lockere und oberflächliche Unterhaltung für den Sommer. James Mangold, Tom Cruise und Cameron Diaz in einem Film, der „Knight & Day“ heißt? Ach was soll's? Mal ganz offen sein und sich sagen: „Vielleicht ist er ja doch gar nicht so schlecht.“

June ist unterwegs mit einer Tasche voller Ersatzteile für alte Autos. Sie restauriert nämlich mit voller Leidenschaft Oldtimer. Abgesehen davon entspricht sie voll und ganz dem Hollywoodklischee einer Frau. Blond, ein bisschen tolpatschig und eben das liebenswerte Dummchen. Roy ist unterwegs mit einer Tasche, in der ein supergeheimes Objekt steckt. Er ist Geheimagent und wird von allen möglichen bösen Jungs verfolgt, denn er hat besagtes Objekt aus einem Forschungslabor gestohlen. Roy entspricht voll und ganz dem Hollywoodklischee eines Mannes. Supercool, immer einen lockeren Spruch parat und unbesiegbar gegen Unmengen schießwütiger Gegner. Wie es der Zufall will, begegnen sich Roy und June auf dem Flughafen und natürlich steigen sie in das selbe Flugzeug. In der Luft stellt sich heraus, dass alle Menschen an Bord, außer June, böse Jungs und Mädels sind, die Roy an den Kragen wollen. Kurzerhand bringt er alle um und landet das Flugzeug. Mit June zusammen muss er nun fliehen, denn die bösen Jungs glauben natürlich, sie gehöre zu ihm und wisse etwas über das geheimnisvolle Objekt. Zusammen rennen sie von einer Verfolgungsjagt zur nächsten Schießerei und schaffen es sogar noch, sich zu verlieben.

James Mangold hat bis jetzt immer solide Arbeit abgeliefert. Manchmal hat er sogar richtig gute Filme hingekriegt. Zu nennen wären hier „Walk The Line“ und „Todeszug nach Yuma“. Der Mann kennt sich also mit Hits aus und mit Hollywoodgrößen. Er ist ein Regisseur, der sein Handwerk versteht, ist aber nicht in der Lage, einen guten Film zu machen, dem von vornherein jegliche Substanz fehlt. Abgesehen von der sehr gut gemachten Action, bietet „Knight & Day“ nur oberflächliche und überflüssige Dinge. Eine Hintergrundstory, die dermaßen kompliziert aufgedröselt wird, dass man gar nicht richtig zu hört, was aber auch nicht wirklich schlimm ist. Die Wendungen in der Story sind vorhersehbar und werden deshalb auch gar nicht richtig ausgekostet. Bevor man sagen kann: „Das find ich aber jetzt irgendwie blöd“, kommt die nächste Actionszene und man hat schon wieder vergessen, worüber die beiden gerade geredet haben. Das mag bei solchen Filmen durchaus legitim sein, man wünscht sich aber, dass die Figuren wenigstens ein bisschen Charakter geschenkt bekommen. Sowas braucht man, um sich mit ihnen identifizieren zu können, damit man mit ihnen fiebern kann und damit es ein bisschen spannend wird. So aber haben wir nur Tom Cruise, den Mann mit den zwei Gesichtsausdrücken und Cameron Diaz, die Frau mit den zwei Brüsten.

„Knight & Day“ ruht sich zu sehr auf den beiden Namen der Hauptdarsteller aus. Wenn diese Hauptdarsteller gut spielen würden, wäre das auch gar kein Problem. Die Action überzeugt und die Story bietet, trotz ihrer Oberflächlichkeit sogar den ein oder anderen Lacher. Insgesamt verlässt man das Kino aber eher unbefriedigt. Mal wieder nen doofen Film gesehen. Mal wieder auf große Namen herein gefallen. Mal wieder sagen: „Ich habs doch gleich gewusst.“

Knight and Day (USA 2010): R.: James Mangold; D.: Tom Cruise, Cameron Diaz, Peter Sarsgaard, u.a.; M.: John Powell; Offizielle Homepage

In Weimar: CineStar

Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.

Samstag, 24. Juli 2010

Moon

Fast pünktlich zum einundvierzigsten Jahrestag der ersten Mondlandung am 21. Juli 1969 und des historischen Satzes Neil Armstrongs über große und kleine Schritte, hat es ein Film nach beinahe zweijähriger Wartezeit geschafft, zumindest in einigen deutschen Kinos zu starten. Dieser Film belebt einen fast tot geglaubten Mythos wieder und bringt den guten alten Mond auf erfrischend altmodische Weise wieder ganz groß auf die Leinwand zurück. Regie führte Duncan Jones, der Sohn von David Bowie, der ja schon immer irgendwie ein Kind des Kosmos war und die Hauptrolle spielt unnachahmlich und meisterhaft Sam Rockwell

Auf der Erde ist alles schön. Dank eines Durchbruchs in der Energieforschung ist es tatsächlich gelungen, Energie durch kalte Fusion zu gewinnen. Dazu braucht man Helium 3, ein Element, welches es in unerschöpflichen Mengen auf dem Mond gibt. Die Firma Lunar-Industries unterhält eine Förderanlage auf dem Mond, die zu größten Teilen voll automatisch läuft. Für wenige wichtige Aufgaben braucht man allerdings einen Menschen, der alles überwacht und wartet. Dieser Mensch heißt Sam Bell und ist nun beinahe 3 Jahre auf dem Mond. In zwei Wochen soll es endlich heim gehen und Sam kann seine Freude darüber kaum verbergen, wartet doch eine schöne Frau samt Kind auf der Erde auf ihn. Obwohl er die Gesellschaft seines Supercomputerkumpels Gerty sehr zu schätzen weiß, ist Sam dennoch ein bisschen seltsam geworden. Er baut Modellstädte und redet mit Pflanzen. Neben zahlreichen kleinen Ticks beginnt Sam aber nun, kurz vor der Heimreise, seltsame Dinge zu sehen. Offensichtlich handelt es sich um Einbildungen, wie ihm Gerty glaubhaft versichert. Doch dann findet Sam etwas, was er auf keinen Fall als Halluzination abtun kann. Hinzu wächst der dringende Verdacht, dass sowohl die Konzernleitung auf der Erde, als auch Gerty etwas verheimlichen.

Der Mond übte schon immer eine ganz starke Faszination auf die Menschen aus. Kein Wunder, dass sie also ganz dringend da hin wollten. Der Mond stand immer für den Fortschritt und für das technische Können und den Wagemut der Menschheit. Das Armstrongzitat - ob er es nun wirklich gesagt hat, oder nicht - trifft es auf den Punkt. Man hatte keinen wirklichen Grund, zum Mond zu fliegen. Der Weg war sozusagen das Ziel. Kaum waren die Menschen dort und haben gesehen, dass es da wirklich nichts gibt, ist das Interesse am Mond erloschen. Zumindest, was seine astronautische Erschließung angeht. In heutigen Zeiten von Ölkrise und Ölkriegen nimmt die Science Fiction plötzlich wieder ihren ursprünglichen Sinn wahr und der Mond avanciert einmal mehr zum Symbol der Zukunft. Helium 3 soll die Erlösung bringen und so taucht der Trabant neuerdings immer wieder in aktuellen Science Fiction Büchern auf. In den Büchern ist die eigentliche Reise zum Mond natürlich längst Routine und auf dem Mond selbst befinden sich meist gigantische Bauten und Komplexe. Im Film "Moon" ist das nicht der Fall. Hier ist alles ganz schlicht. Es gibt eine halb unterirdische Bunkeranlage mit tristen weißen Koridoren und ein- und ausklappbaren Funktionsmöbeln. Über die Oberfläche schleichen die gigantischen Förderfahrzeuge und mittendrin ein kleiner Mensch. Dieses Bild und die ganze Ästhetik des Films erinnern ganz stark an große Genre Klassiker, wie "2001" und "Lautlos im Weltraum". In einer Szene sieht Sam Rockwell sogar fast aus, wie Roy Scheider in "2010". Die kleinen liebevollen Zitate gepaart mit einer sehr einfachen, aber sehr spannend erzählten Story schaffen eine dichte und total überzeugende Atmosphäre. Der Film ist aber kein Thriller, sondern ist ganz leise und plätschert langsam und gemächlich dem überraschenden Ende entgegen. Sam Rockwell liefert hier eine sehr intensive Performance ab, die seinem Ruf als kleiner Nebendarsteller in großen Filmen spottet und zeigt, dass dieser Schauspieler sehr viel mehr kann, als man ihm zugetraut hätte. Abgerundet wird die Besetzung durch Kevin Spacey, der Gerty, den „HAL-esken“ Supercomputer in der Originalversion spricht.

"Moon" ist ein kleiner Film, der vor zwei Jahren unter anderem zum Fantasy Filmfest begeisterte und nun endlich auch für Normalgeeks und Teilzeitnerds zu sehen ist. Natürlich spricht der Film eine gewisse Zielgruppe an, ist aber auch enorm zugänglich für die herkömmlichen Kinogänger. Abgesehen davon erzählt er eine Geschichte, die wahr ist, egal ob sie nun auf dem Mond, oder auf der Erde spielt.

Moon (USA 2008 / 09): R.: Duncan Jones; D.: Sam Rockwell, Kevin Spacey (OVA), u.a.; M.: Clint Mansell; Offizielle Homepage

In Weimar: lichthaus (demnächst)

Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 live auf Radio Lotte Weimar.

Donnerstag, 15. Juli 2010

Predators

1987 kam ein Film in die amerikanischen Kinos, der das Publikum so tief spaltete, wie kaum ein Film zuvor. Die einen verteufelten ihn als völlig sinnlosen, superbrutalen Metzelfilm für abgedumpfte Gewaltjunkies, die anderen sahen einen spannenden, intelligenten Actionfilm, der auch noch unterschwellig eine politische Botschaft mit trug. Die Gegner des Films saßen am längeren Hebel und „Predator“ wurde in Deutschland indiziert. Das sorgte natürlich dafür, dass der Film nur einer sehr kleinen Zielgruppe zugänglich war. Dennoch avancierte der Streifen zum Kultklassiker, nicht zuletzt wegen des Nervenkitzels, einen Film zu sehen, der so furchtbar brutal sein sollte, dass er quasi verboten war.
Jetzt läuft in den Kinos die bereits zweite Fortsetzung unter der Regie von Nimrod Antal und der Schirmherrschaft von Robert Rodrigez mit dem schlichten Titel "Predators". Die Erwartungen sind sehr hoch und man glaubt gar nicht, wie sehr sich die Fangemeinde über das kleine "s" im Titel freut.

Rasant geht's los. Der namenlose Held erwacht aus einer Ohnmacht und stellt relativ schnell fest, wo er sich befindet. Beziehungsweise nicht befindet. Im freien Fall rast er auf die bewaldete Oberfläche eines unbekannten Planeten zu.
Das Was, Warum und vor allem das Wo ist erstmal nicht so wichtig, denn kaum gelandet, wird der Namenlose auch schon wild beschossen. Nach anfänglichen Kommunikationsproblemen stellt man schnell fest, dass noch mehr Menschen auf so unsanfte Art und Weise auf den fremden Planeten verfrachtet wurden.
Die Gruppe besteht ausschließlich aus Elitekämpfern aus den unterschiedlichsten Armeen und Organisationen. Alle sind professionell ausgebildete Killer.
Während man versucht, sich im Dschungel zu orientieren, wird schnell klar, warum man die Killer dort hin gebracht hat. Hier herrscht Jagd und die gefährlichsten Jäger der Galaxis, die Predators, veranstalten hier ein tödliches Spiel. Sie suchen immer die größte Herausforderung und die gefährlichsten Gegner. Ein brutaler Kampf ums nackte Überleben beginnt und auch der Letzte der vorigen Hetzjagd, Noland, kann nicht wirklich helfen.

Ja, auch ich habe mich sehr gefreut, als ich hörte, Robert Rodrigez macht den dritten Predator-Film. Die Fanbrille konnte trotz aller Skepsis und Vorbehalte nicht abgesetzt werden und so war ich ganz schön hibbelig, als der serientypische Vorspann lief. Weltall, Stille. Plötzlich ein Crescendo in der Musik und Peng! "PREDATORS". Ja! Wie früher.
Es wurde sich allergrößte Mühe gegeben, die Atmosphäre des Originals wieder zu schaffen. Alles scheint zu stimmen. Der Dschungel, die Geräusche, die Musik und ein unsichtbarer, aber übermächtiger Gegner. Das alles ist sehr gut gelungen und es dauert nicht lange, bis typisches Predator-Feeling aufkommt. Und damit sind wir beim großen Problem des Films. "Predators" bemüht sich so angestrengt um eine authentische Atmosphäre und geht so vorsichtig und ehrfürchtig mit dem Original um, dass die ganze Dramaturgie des Films total unspektakulär gerät. Mit anderen Worten: Man baut eine unglaublich starke und detaillierte Kulisse auf und weiß nichts damit an zu fangen. Wir sehen ständig das gleiche. Die Gruppe schleicht ängstlich durch den Dschungel, plötzlich kommt aus dem Nichts der Angriff eines tatsächlich unsichtbaren Gegners; wir laufen weg, sammeln uns und stapfen wieder ängstlich durch den Dschungel und warten, bis es von Vorne los geht. Das mag realistisch sein, aber leider auch langweilig. Die neuen Predators sehen bestimmt total klasse aus. Leider erkennt man sie kaum, denn der Film ist insgesamt sehr dunkel, selbst in Szenen, in denen etwas explodiert oder brennt. Trauriger Höhepunkt ist der peinliche Auftritt von Laurence Fishburne, der sämtliches Talent verloren zu haben scheint und in seinem selbst gebastelten Predator-Kostüm so unbeholfen wirkt, wie ein Fisch auf dem Trockenen.

"Predators" hält den gewaltigen Erwartungen nicht stand und kann selbst unter Aufgebot großer Namen wie Robert Rodrigez und Adrien Brody nicht überzeugen. Das ist schade, denn alles klang so viel versprechend und entpuppte sich dann als viel heiße Luft. Immerhin lädt der Film zum Genuss des Originals mit Arnold Schwarzenegger ein, der ja nun endlich wieder im freien Handel erhältlich ist.

Predators (USA 2010): R.: Nimrod Antal; D.: Adrien Brody, Laurence Fishburne, Danny Trejo, u.a.; M.: John Debney; Offizielle Homepage

In Weimar: CineStar

Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.

Samstag, 10. Juli 2010

Mal wieder gesehen: Special

Es ist Sommer. Während man im letzten Winter über die Kälte und den Schnee gejammert hat, und man sich nichts sehnlicher gewünscht hatte, als einen Tag wie heute (37°), stöhnen jetzt alle in der Hitze und würden ihre Seele verkaufen für einen kleinen Schneesturm, oder ähnliches. Dass die Hitze Auswirkungen auf das aktuelle Kinoprogramm hat, wage ich ernsthaft zu bezweifeln, auch wenn das die Kinobetreiber angesichts derzeitiger Besucherzahlen gerne als Ausrede benutzen. Machen wir uns nichts vor: Es läuft gerade nicht besonders viel Sehenswertes in den hoch geschätzten Lichtspielhäusern. Aus dem einen und auch aus dem anderen Grund, verkrieche mich also in meiner Bude und glotze Filme. Und weil ich das sowieso immer gerne mache, gebe ich euch hier nun meinen Senf zu den mal wieder gesehenen Perlen.

Los geht’s mit „Predator“. Aus aktuellen Anlass – zu dem ich mich in der nächsten Woche ausführlicher äußern werde – hatte ich das Bedürfnis, diesen Genreklassiker aus dem Jahre 1987 mal wieder zu sehen. Rechtzeitig zum Kinostart der Fortsetzung, hat man es geschafft, den Film noch einmal von der FSK begutachten zu lassen. Der Film wurde damals in Deutschland indiziert, was so ziemlich das härteste Urteil ist, was die FSK zu bieten hat. Indiziert heißt, dass der Film nicht öffentlich aufgeführt oder beworben werden darf, der Titel nicht mal erwähnt werden darf, sehr wohl aber „unterm Ladentisch“ an Erwachsene verkauft werden darf. Abgesehen davon gab es eine geschnittene Fassung, an der sich irgendein Dilettant zu schaffen gemacht hat. Derart gebeutelt und geschunden, hat es einfach keinen Spaß gemacht, den Film in der zugelassenen Fassung zu schauen. Jetzt gab es wie gesagt die Neubewertung und überraschender weise wurde der Film nicht nur ungeschnitten freigegeben, sondern erhielt auch noch das „ab 16“- Siegel. Das ganze ist sofort als DVD neu erschienen und kann nun ungetrübt genossen werden.

Die Story ist schnell zusammen gefasst. Irgendwo im Dschungel von Korea wird eine Sondereinheit der US-Army abgesetzt, um dort nach einem abgestürzten Hubschrauber voller VIPs zu suchen. Das lädierte Gefährt wird schnell gefunden. Die Piloten sind tot und von den Insassen fehlt jede Spur. Die mutmaßlichen Täter sind Terroristen, die in der Nähe ein schwer bewaffnetes Lager errichtet haben. Das Lager wird gestürmt, die Terroristen nieder gemäht, die Gesuchten sind zwar immer noch weg, aber das ist plötzlich egal. Die Gruppe wird nämlich von einem unbekannten, äußerst brutal vorgehenden Jäger verfolgt, der die harten Jungs Stück für Stück auseinander nimmt – buchstäblich. Einziger Überlebender ist Dutch, der sich dem Gegner stellt. Dieser Gegner ist ein außerirdischer Predator, der eben aus Spaß zur Erde gekommen ist, um hier nach neuen Herausforderungen zu suchen.

John McTierman kreierte mit „Predator“ einen super spannenden Film, der vor allem von seiner intensiven Atmosphäre lebt. Der bedrohliche Dschungel mit all seinen Geräuschen. Dazu sehr simple, aber wirkungsvolle Musik von Alan Silverstri und natürlich die ständige Ungewissheit und die Frage: „Was ist das bloß für ein Vieh?“ Der Film lässt sich unglaublich viel Zeit, den titelgebenden Probanden zu zeigen und selbst dann fragt man sich noch „Also ehrlich! Aber was ist das für ein Vieh?“ Der Spannungsbogen geht immer wieder steil nach oben und entlädt sich in einer bluttriefenden Gewaltorgie. Das sind die prägenden Elemente des Films, auch wenn ihm hin und wieder ein sozialkritischer Aspekt in Bezug auf Viet Nam angedichtet wird. Das habe ich nicht gesehen, ich bin allerdings auch kein Amerikaner, der an Viet Nam zu knabbern hätte. Über Arnie kann man denken was man will, hier macht er seinen Job souverän, auch wenn jeder andere Muskelberg diesen Part hätte übernehmen können. Das erstaunliche ist, dass der Film trotz seiner Schlichtheit so gut funktioniert und die faszinierende Idee vom außerirdischen Superjäger immer clever im Hinterkopf schweben lässt. „Predator“ ist jetzt kein Muss für alle Filmfans, dennoch eine prägende Genreperle, die doch wesentlich intelligenter ist, als viele andere Actionfilme in den unsäglichen 80er Jahren.

Vor den unsäglichen 80er Jahren gab es die unsäglichen 70er Jahre. Und 1971 gab es einen Film im Fernsehen, der von so überraschender Qualität war, dass er vor allem einen Mann die Bühne für seinen großen Hollywoodauftritt bereitete. Dieser Auftritt ist bis heute nicht beendet, auch wenn ihm mittlerweile ein bisschen der Schwung der wilden 70er fehlt. Steven Spielberg begann mit „Duel“ eine regelrechte Bilderbuchkarriere. Auch, wenn er sehr viele gute Filme gemacht hat, soll es hier um den Film nach „Duel“ gehen, denn eigentlich ist Spielberg erst mit „Jaws“ zu dem Status als Superregisseur gekommen, den er heute noch inne hält.

Amity ist der schönste Ort auf der Welt und vor allem berühmt für seine traumhaften Strände an der Ostküste Amerikas. Der Ort lebt von den Badegästen, die sich den ganzen Sommer über am Strand tummeln. Eines Nachts kommt allerdings jemand nach Amity, der auch ein Stück vom Kuchen ab haben will. Ein großer weißer Hai, der mit Vorliebe nackte Schwimmerinnen, kleine Jungs auf schönen, leuchtend gelben Schwimmmatten und stolze Fischerboote frisst, mischt die Strandidylle ordentlich auf.

„Der weiße Hai“ erfand das Genre des Monsterfilms regelrecht und tatsächlich neu. Nie sah das Monster so echt aus, nie hat man solche Beklemmungen gespürt, beim Klang von zwei aufeinander folgenden Tönen und nie, nie, nie musste man sich je Sorgen um die Helden in solchen Filmen machen. Was passiert hier? Der Hai frisst die Helden einfach. Einen zumindest. Es ist ein Wunder, dass der Film überhaupt fertig wurde, denn es wurde unter teils widrigen Bedingungen gedreht. Das ist der Pionierarbeit der gesamten Crew geschuldet. Man baute einen mechanischen Hai in Originalgröße, der natürlich nicht richtig funktionierte. Erstmals wurde auf dem offenen Meer gedreht und nicht am Ufer, oder gar in einem Studio. Die so genannte Surface-Cam wurde hier unter teils dramatischen Umständen eingeführt. Man wusste vorher eben nicht, ob die Kamera im Wasser noch funktionierte und offensichtlich gab es nur einen Weg, das Ganze heraus zu finden. Die Schauspieler vergaßen ihre Texte, das Studio machte Druck, Spielberg gefiel die Musik nicht (wurde Gott sei dank aber noch von deren Brillanz überzeugt) und der verdammte Hai wollte einfach nicht funktionieren. Trotzdem, oder vielleicht auch wegen der Umstände, wurde der Film unglaublich gut. Er ist spannend, die verdammten Hai-Effekte sind gelungen, die Schauspieler sind cool und die Musik fetzt. Am beeindruckendsten finde ich allerdings die Dynamik. Obwohl man damals nur riesige Kameramonster zur Verfügung hatte, die man in seltenen Fällen richtig tragen konnte, gelang eine schnelle und dynamische Kameraführung, deren Stil bis heute oft mit mäßigem Erfolg kopiert wurde. Der Zuschauer schwimmt mit dem Hai durch den Ozean, die Kamera fliegt übergangslos aus dem Wasser und fährt direkt auf das Krähennest der „Orca“ zu, um eine Nahaufnahme vom bärbeißigen Quint ein zu fangen. Wie zum Geier haben die das gemacht?

„Jaws“ war nicht nur der bis da hin erfolgreichste Film aller Zeiten, sondern sorgte leider auch für die Verunglimpfung einer ganzen Spezies und für die tief sitzende Angst, die unsereiner nun mal vor Haien hat. Aber was soll's? Der Film wäre nicht halb so spannend gewesen, hätte sich dieser Hai so verhalten, wie er es in freier Wildbahn tut. Wer will schon einen Hai sehen, der sich einen Schwarm Makrelen einverleibt?

Aus dem kühlen Nass geht es in den kalten Weltraum. Wie sagte General Chang so schön? „Im Weltraum sind alle Krieger kalte Krieger!“ Er muss es ja wissen. Ich habe jüngst mal wieder einen Film gesehen, der mir eher das Gegenteil beweist. Auch, wenn die Crew der Ikarus 2 gegenteiliges vermuten lässt, meine ich damit nicht, dass es auch im Weltraum warme Brüder geben kann, sondern, dass es gar nicht so kalt ist im All. Passend zu den heutigen Temperaturen geht es abschließend um „Sunshine“ von Danny Boyle. Es ist ein merkwürdiger Film, aber irgendwas hat er, dass ich ihn mir immer mal wieder gerne ansehen will und das komischste ist, dass ich mir der Seltsamkeit des Films voll bewusst bin.

Die Sonne ist erloschen, oder zumindest kurz davor. Auf der Erde ist Winter (uuuhhh...herrlich...Winter) und sämtliche Hoffnungen der Menschheit ruhen auf der Crew des Raumschiffs Ikarus 2. Das ist nämlich direkt zur Sonne unterwegs, hat eine riesige Bombe im Gepäck und soll den Stern neu entzünden. Klingt alles total einfach und logisch und dürfte nicht all zu schwierig werden. Doch Halt! Da gab es doch noch die Ikarus 1, die 7 Jahre zu vor zur gleichen Mission aufgebrochen war, und dann spurlos verschwand. Da die Sonne nicht wieder aufflammte, ging man also auf der Erde davon aus, dass die Mission gescheitert sein muss. Also schicken wir noch ein Schiff los, ohne zu wissen, was dem ersten Schiff passiert ist. Klingt ein bisschen nach „2001“? Richtig. Und das ist nicht die einzige Anleihe, aus Kubriks Meisterwerk. Stilistisch erinnert sehr viel an das Abenteuer der Discovery und der obligatorische LSD-Trip fehlt auch nicht. Aus unerklärlichen Gründen, fangen die Crewmitglieder einer nach dem anderen an, durch zu drehen. Das wird der Wirkung der immer näher kommenden Sonne zugeschrieben. Doch dann geschieht etwas merkwürdiges. Die Ikarus 1 taucht plötzlich auf und man geht an Bord (selten dämlich). Die Crew des ersten Schiffes ist tot und man haut wieder ab, allerdings nicht, ohne vorher das eigene Schiff halb zu zerstören (noch dämlicher) und obendrein scheint auch noch etwas oder jemand von der Ikarus 1 auf die Ikarus 2 geschlichen zu sein. Die ganze Spannung des Filmes basiert also auf einer einzigen Entscheidung, die einfach nur dämlich war und die kein normaler Mensch – ob nun im Weltraum oder nicht – so getroffen hätte.

Egal. Zu gleichen Teilen, wie mich der Film fasziniert, finde ich ihn seltsam, ohne wirklich sagen zu können, warum. Die Spezialeffekte sind sehr gelungen, die Schauspieler füllen ihre teils fiebrigen Charaktere glaubwürdig mit Leben. Cillian Murphy ist so gruselig, obwohl er den Guten spielt, dass ich langsam ein bisschen glaube, dass er im wahren Leben auch nen kleinen Sonnenschatten hat. Bevor ich mich hier in endlosen Plattitüden verliere, spreche ich trotz aller Befremdlichkeiten eine Empfehlung aus, sich „Sunshine“ an zu sehen. Irgendwie übt er auf mich eine schwer greifbare Faszination aus, der ich mich nicht entziehen kann, egal, wie dämlich ich den Film vielleicht finde. Zauberei!

Ich habe noch viel mehr Filme gesehen. „Memento“, „U-Turn“, „Der unsichtbare Dritte“ oder „Blood For Dracula“ (dazu später übrigens mehr...), um nur ein paar zu nennen. Aber muss ich wirklich alle Filme hier auseinander nehmen? Das mache ich privat schon ununterbrochen, also reiße ich mich hier ein bisschen zusammen. Bleibt im Dunkeln sitzen, denn es ist einfach zu warm.

Freitag, 9. Juli 2010

Für immer Shrek

„CGI“ steht für „Computer Generated Image“. Und ebenso schnell, wie sich in den letzten 10 Jahren die Computer entwickelt haben, und die Anwendungsmöglichkeiten ins schier unendliche gestiegen sind, ist auch der Wahn genährt worden, das perfekte virtuelle Bild der Realität schaffen zu wollen. Waren wir 1995 noch hell begeistert über Toy Story, den ersten komplett computeranimierten Kinofilm, werden wir heutzutage mit CGI-Filmen überhäuft. Daraus ergeben sich zwei vorhersehbare Konsequenzen. Erstens will man nach dem tausendsten Computerfilm einfach nicht mehr und zweitens sehen sich die Pioniere der CGI-Kunst gezwungen, ihre Vorreiterstellung beweisen zu müssen. Über tausend Ecken geschieht dann etwas, was eigentlich niemand will. Shrek 4

Shrek ist aber auch blöd, wie ein Oger. Hatte er es geschafft, seine Liebste Fiona zu heiraten, in deren Familie aufgenommen zu werden und schließlich drei super niedliche Ogerbabys in die Welt zu setzen, ist er nun doch unzufrieden mit seinem Leben. Auf der großen Geburtstagsparty der Drillinge platzt ihm der Kragen, und er haut wutentbrand ab. Da trifft er auf Rumpelstilzchen, dessen Name mittlerweile jeder kennt, weshalb er ein bisschen deprimiert ist. Ein unzufriedener Oger, der auch noch mit der Thronfolgerin von Weit Weit Weg verheiratet ist, kommt ihm da genau recht. Er bringt Shrek dazu, einen Vertrag zu unterschreiben, der alles ändert. Plötzlich ist Rumpelstilzchen König und keiner von Shreks Freunden erkennt ihn wieder. Nicht, weil er sein Aussehen verändert hat, sondern weil er plötzlich nie geboren wurde und quasi in einer Parallelgegenwart rumläuft. Noch ist nicht alles verloren. Er hat bis Mitternacht Zeit, alles wieder rückgängig zu machen. Er muss nur mal wieder seiner wahren Liebe einen Kuss geben. Der ist natürlich Fiona vorbehalten, die mittlerweile allerdings viel zu tun hat und den Widerstand der Oger auf Vordermann gebracht hat.

Puh, also! Shrek war schon immer was anderes, als die ganzen arg niedlichen Disneyfilmchen. Der Humor hat sich eigentlich immer an die etwas älteren Kinder gewandt. Furzende und rülpsende Ogerviecher, die böse Wörter benutzen, fand ich schon irgendwie witzig. Schön war auch das Auf-Die-Schippe-Nehmen sämtlicher Märchenklassiker und das darin Verpacken von aktuellen Filmen. Supercool animiert und mit zahlreichen lockeren Sprüchen durchsetzt ergab das Ganze solide Unterhaltung. All das wurde - wie nicht anders zu erwarten - im Laufe der Reihe immer mehr ad absurdum geführt und findet nun im vierten Teil sein trauriges Finale. Shrek stolpert durch eine Märchenwelt voller oberflächlicher Märchenfiguren, bei denen man sagt: „Ach ja! Der hat noch gefehlt!“ Dazu kommen die altbekannten Figuren, an denen wenig, bis gar nichts geändert wurde: Esel (gar nichts) und Kater (geht gar nicht mehr) nerven mehr als je zuvor, zumal sie auch nicht mehr ihre originalen Synchronstimmen haben. Technisch ist natürlich alles super, sieht schick aus und zeigt mal wieder auf verblüffende Art und Weise, was man mit Computern alles machen kann. Auch hat man den unvermeidlichen Schritt ins 3D Kino überzeugend vollzogen. Dass sowas heutzutage aber nicht mehr reicht, müssten die Pioniere von Dreamworks aber eigentlich wissen.

"Für Immer Shrek" ist so überflüssig, wie 3D-Brillen für Leute mit Sehfehlern. Es ist sogar so schlimm, dass man sich hinterher fragt, was einen an den alten Shrek-Filmen gefallen hat. Man kommt einfach nicht drauf, und all zu lange will man auch nicht darüber nachdenken.

Shrek Forever After (USA, 2010): R.: Mike Mitchell; OVA.: Mike Myers, Eddie Murphy, Cameron Diaz, u.a.; M.: Harry Gregson-Williams, Offizielle Homepage

In Weimar. CineStar

Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.