Freitag, 26. Juni 2009

State Of Play - Der Stand der Dinge

Haben Sie auch manchmal das Gefühl, dass irgendwas falsch läuft in unserer Welt? Dass Sie wissen, was schief geht, aber es einfach nicht greifen können, weil sie sich einfach nicht vorstellen können, dass etwas so ungeheuerliches möglich ist? Sie sehen die Zusammenhänge, aber keiner glaubt Ihnen? Genau so geht es Russell Crowe, der im neuen Film "State Of Play" von Kevin Macdonald einen Journalisten spielt, der eine ungeheure Verschwörung aufzudecken glaubt.

Cal ist eine Art Einsiedlerkrebs. Er arbeitet seit Jahren für den Washington Globe und ist ein Journalist der ganz alten Schule. Er hasst Computer und Internet, steht immer dafür ein, unvoreingenommen und wahrheitsgemäß zu berichten, wofür er von einigen Kollegen mehr als einmal belächelt wird. Deshalb bekommt er immer eher kleinere Fälle, wie Schießereien im Drogenmilieu, und steht so der Verlagschefin und dem Vorstand nicht im Weg, beim Verkauf der großen Storys. Eines Tages recherchiert er einen Mordfall und stellt Zusammenhänge zu einem anderen Fall fest. Die Mitarbeiterin des Abgeordneten Stephen Colins wurde tot in einer U-Bahnstation aufgefunden. Angeblich Selbstmord. Brisant ist, dass der Abgeordnete schon seit Jahren gegen einen Konzern ermittelt, der sich für die Privatisierung des amerikanischen Militärs stark macht. Cal glaubt nicht an Selbstmord, und stellt bald fest, dass es ein unglaublich weitverzweigtes Netz an Lügen und Intrigen aufzudröseln gilt. Während Kollegen und Freunde stets abwinken und Cal nicht ernst nehmen, merkt er schnell, dass er auf der richtigen Spur ist, denn auf ihn wird ein Mordanschlag verübt.

"State Of Play" erzählt vom wohl größten Dilemma der letzten Jahre. Wir werden manipuliert, weil wir manipulierbare Medien nutzen. Man muss alles hinterfragen und darf keine Information ohne weiteres hin nehmen. Ironischerweise ist auch diese Botschaft in einem Medium versteckt, welches extrem angreifbar durch Manipulation ist. So weit und intensiv geht der Film dann leider doch nicht. Regisseur Kevin Macdonald erzählt eine spannende Kriminalgeschichte und würzt das ganze mit einer großen Portion Politthriller. Und das ist es, was mich an diesem Film stört. Er ist sehr spannend, kratzt bei der eigentlichen Thematik aber nur die Oberfläche an und die Story wird nicht konsequent fertig erzählt. Viel zu oft wirkt das ganze zu geradlinig konstruiert, als hätte ein eifriger Produzent die Schere angesetzt, um niemanden wirklich auf die Füße zu treten.
So verbirgt sich im Film also doch - aber eher unfreiwillig - die Aussage, dass eben keine Informationen ungefiltert zu uns dringen. Wer wirklich wissen will, was passiert, kann das durchaus in Erfahrung bringen, darf sich aber unterwegs nicht von den Informationen ablenken lassen, die allein zu einem dringen.

"State Of Play" ist spannend, handelt aber den Zeitgeist und das Bild der heutigen Medien und der Berichterstattung nur oberflächlich ab, um einen spannenden, aber nicht ungewöhnlichen Krimi zu erzählen. Da wäre mehr drin gewesen.

State Of Play (USA 2009): R.: Kevin Macdonald; D.: Russell Crowe, Ben Affleck, Helen Mirren, u.a.; M.: Alex Heffes; Offizielle Homepage

In Weimar: CineStar

On Air: Jeden Donnerstag, 12.25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar

Freitag, 19. Juni 2009

Public Enemy No. 1 - Mordinstinkt

In den 70er Jahren gab es einen Mann, der in Frankreich sehr schnell zu unglaublicher Berühmtheit gelangte. Allerdings war er kein Schauspieler, oder berühmter Musiker. Er war auch kein Modedesigner oder Politiker. Er war ein skrupelloser Verbrecher und tat mehr oder weniger das, was er wollte. Damit sprach er wahrscheinlich sehr vielen Menschen aus der Seele und erfreute sich größter Beliebtheit. Sein Name war Jacques Mesrine und der neue Film von Jean-Francois Richet „Public Enemy No. 1 – Mordinstinkt“ widmet sich dem Leben dieses Mannes.

Jacques kehrt als Soldat aus Algerien zurück und hat dort viele schreckliche Dinge erlebt. Daheim wartet das biedere Familienleben auf ihn und sein Vater verschafft ihm einen Job, der er nicht annimmt. Stattdessen verbringt er lieber viel Zeit mit seinen alten Freunden, die ihr Geld durch schmutzige Geschäfte verdienen. Sie alle arbeiten für den Pariser Gangsterboss Guido, der nun auch Jacques an heuert. Das Leben wird schön. Jaques hat geld, lernt eine schöne Spanierin kennen und gründet eine Familie. Doch eines Tages geht ein Job, den er für Guido erledigt, schief und Jacques wandert für mehrere Jahre ins Gefängnis. Als er wieder frei kommt, entschließt er sich für ein ehrliches Leben und wendet sich vom Gangstertum ab. Lange geht es nicht gut und er beginnt, wieder für Guido zu arbeiten. Nachdem seine Frau ihn mit den Kindern allein gelassen hat, startet er mit der schönen Jeanne eine Serie von immer dreister werdenden Überfällen, bis er schließlich zur Zielscheibe konkurierender Gangster und der Polizei wird.

Vincent Cassel hat die Rolle des bekanntesten Verbrechers der letzten 50 Jahre übernommen und erfüllt ihn auf beängstigende Weise und voller Intensität mit neuem Leben. Wenn man Fotos von Jacques Mesrine gesehen hat und Fernsehaufnahmen kennt, ist die Ähnlichkeit verblüffend. Auch spielt er die klar umrissenen Charakterzüge dieses Mannes sehr gekonnt und schafft es, einen vom Schicksal gebeutelten Kriegsveteranen daruistellen, der einfach keinen anderen Weg sieht, als Verbrechen zu begehen, um irgendwie zu überleben. Das ganze wird in klaren Bildern auf sehr langsame Weise inszeniert, so dass die unglaubliche Spannung der Geschichte an sich, ungehindert zum Tragen kommt. Eine erwähnenswerte Konsequenz dieses authentischen, klaren Stils, sollte man allerdings noch beachten. Als Gangster, der Gangstersachen tut, kommt Jacques nicht drum herum, wild und scharf zu schießen. Die schockierenden Gewaltdarstellungen, sind nichts für zart besaitete, runden das harte Bild des Verbrecherkönigs allerdings perfekt ab.

„Public Enemy No. 1 – Mordinstinkt“ ist ein sehr spannender Film, der sofort fesselt und bis zum vorläufigen Ende nicht los lässt. Und auch, wenn es ein sehr guter und sehr sehenswerter Film ist, muss ich fast nahe legen, ihn sich erst an zu sehen, wenn der zweite Teil läuft. Das Ende ist so abrupt, dass ich es immer noch nicht fassen kann...

L'instinct de mort (Frankreich 2008): R.: Jean-Francois Richet; D.: Vincent Cassel, Cecile De France, Gerard Depardieu, u.a.; M.: Marcus Trumpp; Offizielle Homepage

In Weimar: lichthaus

On Air: Jeden Donnerstag, 12.25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar

Terminator - Die Erlösung

Wie schon mehrfach erwähnt, werden die Kinos auch in diesem Jahr wieder von Fortsetzungen großer Serien dominiert. Gemäß dem Motto: "Alte Suppe kann aufgewärmt werden, wenn man nur noch ein bisschen Wasser dazu kippt", tauchen Titel auf, die allgemein auch als "Kultfilm" gelten, sobald sie ein gewisses Alter erreicht haben. Vor ein paar Woche gab es den vierten Teil einer Geschichte, die im Grunde fertig erzählt war. In "Terminator Salvation" musste also ein komplett nues Konzept her, was dem Regisseur McG auch ganz gut gelungen ist.

2018 ist von der Welt, wie wir sie kennen nicht viel mehr übrig, als karge und lebensfeindliche Wüsten. Hier liefert sich der Widerstand der letzten Menschen erbitterte Kämpfe mit den übermächtigen Maschinen, die immer stärkere Kampfroboter auf die Menschen los lassen. Ein Mitglied des Widerstands, John Connor, weiß allerdings ganz genau, was ihn erwarten wird, denn er hatte früher bereits Besuch aus der Zukunft erhalten. Dreimal wurde bereits ein Terminator aus der Zukunft geschickt, um den großen Anführer John Connor zu töten, bevor er ein Problem werden konnte. Durch diese Ereignisse weiß Connor immer schon vorher, welche neuen Terminatoren auftauchen und kann mit seinen Mitkämpfern effektive Strategien ausarbeiten. Lange geht das allerdings nicht gut und die Maschinen reagieren. Der Obercomputer Skynet entwickelt einen neuen Terminator, der zur Hälfte Maschine und zur Hälfte Mensch ist. Der Unterschied zu den bekannten Killerrobotern ist der, dass die neuen Hybriden ein menschliches Bewusstsein und vor allem ein menschliches Herz besitzen. Eines Tages geht den Widerstandskämpfern der Hybrid Marcus ins Netz, der sich seiner Existenz als Terminator gar nicht bewusst ist. Das Auftauchen des neuen Terminators schockiert John Connor so sehr, dass er nicht mehr weiß, was um ihn herum geschieht. Bei einem Verhör, erwähnt Marcus nebenbei den Namen Kyle Reese und John flippt völlig aus. Kyle Reese ist nämlich der Mann, der später in die Vergangenheit geschickt werden soll, um Johns Mutter Sarah Connor vor einem Terminator zu retten und bei dieser Gelegenheit gleich noch der Vater des großen John Connors wird. John setzt nun also alles daran, Reese zu retten und riskiert dabei nicht nur sein Leben, sondern die Existenz des gesamten Widerstands.

Regisseur McG hatte versprochen, mit Terminatoer Salvation eine neue Richtung einzuschlagen. Das ist ihm auch gelungen. Während Terminator 3 noch mit aufpolierten und glasklaren Spezialeffekten trumpfte, ist im neuen Film alles dreckig und düster. Die dominanten Farben sind Grau und Braun. Dadurch wird die beklemmende Atmosphäre der Postapokalypse perfekt eingefangen. Waren die Terminatoren in früheren Filmen noch als Menschen getarnt und wurden nur durch ihre unglaublichen Kräfte entlarvt, sehen die Roboter im vierten Teil endlich aus, wie Roboter. Sie sind groß, hässlich und die Subtilität, die sie früher an den Tag legten, fehlt völlig. Mit überdimensionierten Kanonen feuern sie auf alles, was menschlich ist und sich bewegt. Die reduzierte und karge Optik macht die fesselnden Gefechte zwischen Mensch und Maschine sehr spannend, da das Auge nicht von übermäßigen CGI-Effekten verwirrt wird, sondern die Aufmerksamkeit immer auf das wesentliche gelenkt wird. Interessant ist auch die neue Konzeption der Figur John Connor, der früher immer an seinem Schicksal gezweifelt hatte und nie seine Rolle als letzte Hoffnung der Menschheit annehmen wollte. Er wirkt jetzt fast fanatisch, wenn er von der Zukunft seiner eigenen Person redet und zuweilen echte Schwierigkeiten, von seinen Freunden und Mitstreitern ernst genommen zu werden.

"Terminator Salvation" ist ein würdiger Nachfolger der "Kultserie", die vor allem im dritten Teil immer trashiger wurde. McG streicht die ganzen Ulk-Elemente heraus und würzt das ganze mit einer deftigen Priese Ernsthaftigkeit und Drama. Das Konzept geht auf und wir erhalten einen realistischen Kriegsfilm in einem Szenario, dass der Menschheit hoffentlich erspart bleibt.

Terminator Salvation (USA 2009): R.: McG; D.: Christian Bale, Sam Worthington, Bryce Dallas Howard; M.: Danny Elfman; Offizielle Homepage

In Weimar: CineStar

On Air: Jeden Donnerstag, 12.25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Gavin Hood - X-Men Origibns: Wolverine

Wir hätten es uns ja denken können. Als der dritte und letzte Teil der X-Men-Reihe vor drei Jahren endete, konnte niemand so richtig glauben, dass wirklich kein weiterer Film erscheinen soll. Träume und Hoffnungen der Fans und Befürchtungen der Skeptiker sind nun in Erfüllung gegangen. Mit „X-Men Origins: Wolverine“ ist die bisher erfolgreichste Comicverfilmung wieder im Kino und man erfährt eine angenehme Überraschung, je skeptischer man den Kinosaal besucht.

Düster beginnt es. Irgendwann vor 600 Jahren vielleicht. Die zwei Brüder James und Victor hauen zu Hause ab, nachdem sie auf dramatische Weise gemerkt haben, dass etwas anders ist bei ihnen. Sie haben unglaubliche Kräfte, können scharfe Knochenkrallen ausfahren und sind scheinbar unverwundbar. Sie durchwandern jeden einzelnen amerikanischen Krieg und auch, wenn sie keine richtigen Menschen sind, wirken sich die Erlebnisse der Kriege natürlich auf ihre Psyche aus. Während James, der sich inzwischen Logan nennt ein ernsthafter Mann wird, der sich ein ausgeprägtes Moralgefühl erarbeitet hat, geht sein Bruder Victor in eine andere Richtung. Er wird immer mehr zum Berserker und findet immer mehr Spaß am töten. Das verschafft den Brüdern regelmäßig Schwierigkeiten in den Armeen, in denen sie dienen und sie bleiben die Ausgestoßenen. Eines Tages kommt Colonel Stryker auf die beiden zu und bietet ihnen an, sich seiner Sondereinheit anzuschließen, die ausschließlich aus Mutanten besteht. Logan entschließt sich allerdings, die Einheit zu verlassen und statt dessen ein geruhsames Leben in den Bergen Kanadas zu führen. Hier findet er einen einfachen Job als Holzfäller und eine schöne Frau, mit der er in einer kleinen Hütte lebt. Nach sechs Jahren taucht wieder der Colonel auf und teilt Logan mit, dass jemand gezielt Jagd auf die ehemaligen Mitglieder der Einheit macht und kurz darauf wird Logans Frau brutal ermordet. Logan findet heraus, dass sein Bruder Victor der Mörder ist und stellt ihm zum Kampf. Da die beiden Brüder allerdings gleich stark sind, geht dieser Kampf unentschieden aus. Logan dürstet es nach Rache und der Colonel bietet ihm an, an einem Experiment teilzunehmen, welches Logan noch stärker macht. Vom Rachedurst geblendet stimmt Logan zu und lässt sich operieren, ahnt aber nicht, dass Stryker seine eigenen Pläne hat und Logan Opfer einer Verschwörung geworden ist.

„Wolverine“ erzählt, wie man sich denken kann, die Vorgeschichte der bisherigen X-Men Filme. Allerdings stand auch die preisgekrönte Comic-Miniserie „Wolverine Origins“ Pate, die unter Fans höchstes Ansehen genießt. Ungewohnt düster und schmutzig beginnt die Geschichte und entwickelt sich dann zu einer typischen, spektakulären Schlacht der Superkreaturen. Auch, wenn die Story im wesentlichen sehr übersichtlich und schlicht gehalten ist, werden sehr clever Querverweise zu den früheren Filmen gebaut und es wird ein logischer Rahmen geschlossen, so dass „Wolverine“ tatsächlich eine sinnvolle Erweiterung der Serie ist. Seine Vergangenheit war immer Thema in den Vorgänger-Filmen, konnte aber nie restlos aufgeklärt werden. Es werden keine Fragen offen gelassen und man kann sich auf einen Kurzauftritt von Cyclops und Dr. X freuen, der sogar von Patrick Stewart selbst bestritten wird. Ansonsten bietet „Wolverine“ durchschnittliche Actionkost und auch, wenn der Film sich sehr bemüht, der beliebten Comicvorlage gerecht zu werden und gleichzeitig einen nachvollziehbaren Bogen zu den alten Filmen zu schlagen, fehlt ihm ein bisschen die Lockerheit, die eben zu Comicverfilmungen dazu gehört. Vor allem die Dialoge zwischen Logan und seinem Bruder Victor triefen vor Pathos und Ernsthaftigkeit, dass man stets hofft, sie wären bald vorbei und die beiden Typen gehen endlich auf einander los.

„Wolverine“ ist Comic-Action, die solide inszeniert, durchaus zu unterhalten weiß. Allerdings wird das Auge langsam müde, ob der spektakulären Explosionen und umher fliegender Testosterongiganten und wünscht sich doch auch mal ein bisschen Frischkost im Superheldenkino. Auch wenn „X-Men“ vor 9 Jahren diesen Stil erst in den Kinos etabliert hat, hätte man das Konzept doch ein bisschen auffrischen können.

X-Men Origins: Wolverine (USA 2009): R.: Gavin Hood; D.: Hugh Jackman, Liev Schreiber, Dominic Monaghan; M.: Harry Gregson-Williams; Offizielle Homepage

On Air: Jeden Donnerstag 12.25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar

Dienstag, 2. Juni 2009

Christine Jeffs - Sunshine Cleaning

Es gibt viele Jobs, die niemand machen will. Das kann verschiedene Gründe haben. Bei manchen Jobs, muss man sich schmutzig machen, man wird mit abstoßenden Substanzen konfrontiert und es könnte zu diversen Geruchskontanimierungen kommen. Dann gibt es Jobs, bei denen man sich eher seelisch und moralisch schmutzig macht. Wenn sich jemand extrem unbeliebt bei den falschen Leuten gemacht hat, kann es sogar passieren, dass beide Arten von Drecksarbeit unmittelbar mit einander zu tun bekommen. Im neuen Film der Regisseurin Christine Jeffs „Sunshine Cleaning“ sterben Leute, es kommt zum üblichen Auflauf an Menschen; Polizei, Reporter, Schaulustige und Bestattungsunternehmer. Und wenn die alle durch gerammelt sind, geht es ans Saubermachen.

Rose ist Anfang 30, hat einen kleinen Sohn, ist gerade dabei, ihren Maklerschein zu machen und arbeitet nebenbei als Reinigungskraft in den Häusern der Schönen und Reichen. Ihre Schwester Norah, arbeitet in einer öltriefenden Mittagskneipe als Kellnerin, lebt meistens noch zu Hause und weiß mit ihrem Leben eigentlich nichts anzufangen. Rose hat unterdessen ein Verhältnis mit ihrem Quaterback-Freund aus Collegezeiten, der sich aber für eine andere entschieden hatte und Polizist geworden ist. Norah ist durch ein Kindheitserlebnis traumatisiert, denn sie hat als erste die selbstgerichtete Mutter gefunden, als sie 6 Jahre alt war. Eines Tages gibt es Probleme mit dem Sohn von Rose und sie nimmt ihn von der Schule. Um sich die Beiträge für eine Privatschule leisten zu können, braucht sie mehr Geld und ihr Polizistenfreund, bringt sie auf die Idee, als Tatortreinigung zu arbeiten. Trotz einiger Bedenken überwindet sich Rose und schafft es sogar, ihre Schwester mit ins Boot zu holen. Zusammen gründen sie die Firma „Sunshine Cleaning“ und beginnen die gleichermaßen erschreckenden, wie auch faszinierenden Facetten dieses Berufes zu entdecken. Dabei tragen die ungleichen Schwestern so manchen Streit aus und kommen sich auf diese Weise wieder näher. Und Rose, die stets zwischen Jammertal und Begeisterungsstürmern hin und her schwankt, löst sich von den falschen Zwängen, die sie binden und akzeptiert das Leben, das sie hat.

„Sunshine Cleaning“ ist eine skurile Komödie, die das eher beängstigende Motiv der Tatortreinigung auf lockere, aber nicht lächerliche Weise verarbeitet, um eine kleine, schöne Geschichte über Familie, Liebe und die Träume, die man hat, zu erzählen. Regisseurin Christine Jeffs verlässt sich hierbei auf bodenständige Filmkunst und erfindet das Rad nicht neu. Allerdings schafft sie es, die teilweise wirklich ekligen Szenen so locker und leicht zu inszenieren, dass man als Zuschauer stets die Gefühlsmischung aus Ekel und Faszination teilen kann. Kurz gesagt: Die ekligste Szene im Film ist gleichzeitig die lustigste. Schön ist auch, dass die beiden Hauptdarstellerinnen Amy Adams und Emily Blunt, die bisher zahlreiche Nebenrollen in großen Filmen spielten, einen überzeugenden und authentischen Auftritt meistern. Wir sehen schöne, unverbrauchte Gesichter in einer Geschichte, die immer das richtige Maß hat. Nichts wird zu überschwenglich abgehandelt und die ganze Dramaturgie des Films ist sehr ausgeglichen.

„Sunshine Cleaning“ erzählt eine schöne Geschichte mit ungewähnlichen Motiven und ist dazu ein echter Feel-Good-Film. Und danach gelüstet es eben dem Kinofan in Zeiten, in denen gute Filme, immer düsterer und härter werden.

Sunshine Cleaning (USA 2008): R.: Christine Jeffs; D.: Amy Adamas, Emily Blunt, Alan Arkin, u.a.; Offizielle Homepage

On Air: Immer Donnerstag, 12:25 auf Radio Lotte Weimar